Eine Prozession zum Saisonende – Alpabzug in Sent
Saisonstart, Saisonende: Diese Zeitabschnitte kennt man in Graubünden seit rund 150 Jahren, sie charakterisieren den touristischen Jahreskalender. Im bäuerlichen Jahreskalender spielten über Jahrhunderte hinweg andere Daten eine wichtige Rolle: die Alpauffahrt, der Milchmesstag und die Alpabfahrt.
Wie tief diese Anlässe in Graubünden verwurzelt waren, das zeigt sich etwa auf Fotografien des Sprachforschers Chasper Pult. Der Förderer und Erforscher des Rätoromanischen hielt im Herbst 1914 einen Alpabzug oberhalb Sent im Unterengadin fest. Auf einem Bild sind Kinder mit Fahnen zu sehen, die Szenerie erinnert an eine religiöse Prozession.
Wichtig war der Anlass allemal: Bereits der Milchmesstag mitten im Alpsommer deutete an, wie es um die Menge und Qualität der Alpprodukte steht. Am Ende des Alpsommers war dann klar, wie viel Käse insgesamt produziert wurde. Die Rückkehr der Hirten und Sennen mit ihrer Habe, dem Käse und dem Vieh wurden darum sehnlichst erwartet – und entsprechend inszeniert. Und natürlich: Schöne Alpabzüge gibt es auch heute noch.