Ein Maler in der Dunkelheit – Andrea Robbi

Er war begütert. Entstammte einer jener Bündner Zuckerbäcker-Familien, die es im Ausland zu Wohlstand gebracht hatten. Er war begabt. Studierte in München, Paris, malte auf der Höhe der Zeit, kannte Giovanni Segantini, Giovanni Giacometti, die grossen Maler des Lichts. Er hätte also Karriere machen können, hatte das Talent, die Mittel. Doch Andrea Robbi (1864-1945) zog sich früh zurück – in die Dunkelheit.

34 Jahre alt war Andrea Robbi, als er das Malen aufgab und sein Leben fortan im verdunkelten Elternhaus in Sils im Engadin verbrachte. Erst lebte er mit seiner Mutter zusammen, nach deren Tod 1907 lebte er allein, kam höchstens noch in der Nacht aus dem Haus in Sils. Ausgerechnet Sils. Der Philosoph Friedrich Nietzsche (1844-1900), sozusagen Stammgast in Sils, empfand den Ort als «lieblichsten Winkel der Erde».

Kaum mehr als ein Frühwerk liess Andrea Robbi zurück. Darunter Landschaftsbilder – und ein Selbstbildnis, das den Maler von der Seite, mit argwöhnischem, zugleich stolzem Blick zeigt. Das Bild im Querformat hat eine Vorgeschichte: Andrea Robbi hatte die Leinwand bereits im Hochformat für das Porträt eines jungen Mannes genutzt. Fertig wurde er mit beiden Gemälden nicht. Wie wohl auch nicht mit seinem Dasein.

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