Ein Alltagsbild mit Seltenheitswert – Bruno Giacometti auf einer Fotografie von 1912
Ein Kind in Militäruniform. In der einen Hand hält es eine Fahne, in der anderen ein Spielzeuggewehr. Solche Aufnahmen finden sich in manch altem Fotoalbum. Auch das Centro Giacometti in Stampa bewahrt solch ein Bild auf. Allerdings hat diese Aufnahme Seltenheitswert: Zu sehen ist auf der Fotografie von 1912 nämlich der junge Bruno Giacometti – und zwar in der Uniform eines Schweizer Obersten der Artillerie.
Die Uniform war ein Geschenk von Ferdinand Hodler. Diesen Künstler kannte man damals schweizweit: Hodlers Werk «Der Holzfäller» zierte seit 1911 die 50-Franken-Note, «Der Mäher» die Hunderternote. Und natürlich kannte man Ferdinand Hodler auch in Stampa: Der grosse Künstler war mit Brunos Vater, Giovanni Giacometti, befreundet – und er war Taufpate von Bruno Giacometti.
Die Kunst schien Bruno Giacometti (1907-2012) also in die Wiege gelegt. Allerdings wollte Bruno Giacometti etwas «Nützliches» machen und wurde Architekt. Unter anderem entwarf er den Sitz des Bündner Naturmuseums in Chur. Der Kunst blieb er dennoch zeitlebens verbunden – und so kümmerte er sich etwa um die Nachlässe seines Vaters, Giovanni Giacometti (1868-1933), und seines Bruders, Alberto Giacometti (1901-1966).