Eine alte Mangel – oder was man im Münstertal plante und glättete
So anders sähe Graubünden aus, wenn all die früheren Bahnprojekte realisiert worden wären: eine Greinabahn gäbe es, eine Splügenbahn, eine Tödibahn, eine Lukmanierbahn, eine Septimerbahn oder auch eine Engadin-Orientbahn. Diese sollte von Chur über das Engadin und durch das Münstertal bis nach Triest führen, von da gar weiter bis Indien.
Wäre die Orientbahn gebaut worden, wer weiss, ob dann jene «maungua», die heute im Münstertaler Talmuseum Chasa Jaura steht, nicht in einem «Hotel Bahnhof» zum Einsatz gekommen wäre. Eine «maungua» – rätoromanisch für Mangel – ist jedenfalls eine Vorrichtung, mit der sich Stoff- oder Wäschestücke durch Druck glätten lassen. Nun ist die Mangel im Museum Chasa Jaura in Valchava zwar schick, sie besteht aus Buchen- und Eichenholz, für Hemden von Hotelgästen wäre sie allerdings etwas schmal. Gebraucht wurde die Mangel aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wohl für das Glätten von Bändern.
Apropos Orientbahn: Eine Art «Hotel Bahnhof» gibt es in der bahnlosen Val Müstair tatsächlich: den Münsterhof. Dieses Hotel wurde 1887 in der Hoffnung eröffnet, dass die Bahn bald mehr Gäste ins Tal bringt. Das passierte zwar nicht, aber einen Besuch wert sind das Münstertal, der Münsterhof und die Chasa Jaura allemal.