Der Schreck der Berge – ein Gewehr des «Königs der Bernina»
Von solchen Zahlen können Jägerinnen, Jäger und viele Literaten nur träumen: Jakob Christoph Heers Engadiner Roman «Der König der Bernina» von 1900 fand hunderttausende Leser, das Buch gehörte zwischenzeitlich zu den meistgelesenen Büchern in Deutschland. Das Vorbild für den Helden des Heimatromans fand Jakob Christoph Heer (1859-1925) in der Gestalt von Gian Marchet Colani (1772-1837). Dieser legendäre Jäger soll 2700 Gämsen geschossen haben – nebst zwei Bären und zwei Wölfen.
Nur kurz sah es zu Lebzeiten Gian Marchet Colanis gut aus für die Tierwelt im Engadin: Der Jäger aus Chamues-ch wollte, wie so viele Engadinerinnen und Engadiner, als Zuckerbäcker im Ausland ein Auskommen finden. Doch in Frankreich beschäftigte er sich weniger mit dem süssen Metier als mit der Büchsenmacherei. Zurück im Engadin arbeitete er als Schlosser, Gastwirt, Bergführer – und ging natürlich wieder auf die Pirsch.
Eine Waffe des legendären Jägers und Büchsenmachers findet sich heute im Museum Engiadinais in St. Moritz. Es handelt sich um ein Perkussionsgewehr, das Colani aus Nussbaum, Eisen und Messing fertigte – und mit der noblen Gravur «Colanÿ» versah.