Der Coiffeur als Arzt? Ein alter Lehrbrief aus Thusis

Ehrbar und bescheiden soll er gewesen sein, der Jüngling namens Lucas Culono. Drei Jahre lang, bis ins Jahr 1601, liess er sich von Lucius Papa geduldig einführen in die Kunst der «Barbierer, Leib- und Wundtartzney». Etwas salopp ausgedrückt bedeutet dies: Lucas Culono machte eine dreijährige Lehre als Friseur und Arzt in einem – und zwar bei Lucius Papa, wohnhaft in Thusis.

Und woher stammte Lucas Culono? Der Lehrbrief von 1601 gibt an, Lucas Culono stamme «von der Brugg uss dem Engadin». Damit dürfte La Punt gemeint sein, Ortsteil der heutigen Gemeinde La Punt Chamues-ch.

Wohin es den jungen Barbierer und Arzt zog, ist unbekannt. Bleibt zu hoffen, dass ihm die Empfehlungen von Lucius Papa auf seinem Lebensweg geholfen haben. Gelobt hat der Lehrmeister seinen Schützling jedenfalls in den höchsten Tönen. Im Lehrbrief, heute im Besitz des Kulturarchivs Thusis-Viamala, heisst es: «Ehrlich, redlich, uffrichtig, wohl und unkhlagbar» habe sich Lucas Culono in der Lehre verhalten, sodass man ihm nichts anderes nachsagen könne als «alle Ehr und Guots».