Märchenhaftes in St. Moritz – Mili Webers Schloss-Chronik

«Hier ist mir bei weitem am wohlsten auf Erden», schrieb Friedrich Nietzsche 1881 über das Engadin. Nebst dem Philosophen zog das Bündner Hochtal Schriftsteller wie Hermann Hesse, Thomas Mann oder Friedrich Dürrenmatt an. Im Schatten solcher grossen Literaten schuf in St. Moritz eine Frau ein Lebenswerk, in dem Literatur, Malerei und Musik zu Licht und Liebe werden sollten: Mili Weber (1891-1971).

Aufgewachsen in Biel, besuchte Mili Weber die Malschule von Heinrich Knirr in München, wo sich Künstler wie Paul Klee oder der St. Moritzer Kurarzt Peter Berry II. unterrichten liessen. 1917 zog Mili Weber nach St. Moritz. Ihr Bruder Emil baute Mili Weber hier ein Blockhaus, das die Künstlerin zu einem Gesamtkunstwerk mit märchenhaften Figuren ausgestaltete. Hier malte Mili Weber, hier komponierte sie, hier kümmerte sie sich um ein zahmes Rehlein – und hier schuf die Künstlerin auch ein Puppenschloss. Den Bewohnerinnen und Bewohnern dieses Schlosses widmete sie auch gleich eine umfassende Chronik.

Die mehrbändige «Chronique du Château Cantate-Dôme Saint-Amour» thematisiert die Geschichte einer französischen Adelsfamilie. Der fiktive Charakter der Geschichte tritt angesichts der kunstvollen Handschrift, der vielen Aquarelle und Liedernoten bald in den Hintergrund. Real erscheint die Geschichte erst recht, wenn man das Puppenschloss im Märchenhaus von Mili Weber Haus besichtigt. Und das geht gut: Das Haus ist heute ein Museum.

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