Für die gute Gesellschaft – der Salon im Palazzo Castelmur
Die gute Stube? Diese kennt man etwa aus alten Häusern im romanischsprachigen Engadin: Dort heisst die gute Stube «Stüva» und ist traditionell mit Arvenholz ausgekleidet. Einen Verwandten hat diese «Stüva» im nahen, italienischsprachigen Bergell: Auch hier bildete die «Stüa» den wohl familiärsten und wohligsten Ort des Hauses.
Im Bergell finden sich aber nicht nur gute Stuben, hier wartet auch ein prächtiger Salon auf bewundernde Blicke. Und dieser Salon befindet sich erst noch in einer Art Zuckerbäckerschloss; dem Palazzo Castelmur bei Stampa, der an venezianische Prachtbauten erinnert. Erbaut hat den Palazzo tatsächlich ein Zuckerbäcker: Giovanni de Castelmur, der – wie schon sein Vater – in Marseille eine Konditorei betrieb und überaus wohlhabend wurde. Der Palazzo widerspiegelt diesen Reichtum – und zeigt zugleich die Verwurzelung der Familie im Bergell. Denn in den neugotischen Palazzo aus der Mitte des 19. Jahrhunderts ist ein altes Patrizierhaus von 1723 integriert. Gegen Süden zeigt sich so ein neugotisches Schloss mit flachem Zinnenkranz, von Norden her ein stattliches, eher ortstypisches Haus mit Satteldach.
Noch beeindruckender ist das Innere: Die Räume sind mit prächtigen Deckenmalereien, Tapeten und Mobiliar im Rokoko- und im Biedermeier-Stil ausgestattet. Der Salon scheint geradezu auf die gute Gesellschaft zu warten. Etwas einfacher erscheinen die Räume im Altbau: Hier herrscht, wie in den guten alten Stuben, Holz vor.
Bild: © Andrea Badrutt