Zwischen Schönheit und Wahrheit – das Seelenfenster
«Se non è vero, è ben trovato», heisst es so schön auf Italienisch – frei nach dem mittelalterlichen Mönch Giordano Bruno. Der Ausspruch trifft auch auf die Geschichte mit dem Seelenfenster zu. Dieses kennt man in verschiedenen Kulturen, aber ganz eindeutig lässt sich sein Zweck nicht bestimmen.
In der Kultur der Walser – und damit auch in Graubünden – soll man das Seelenfester respektive den Seelenbalken geöffnet haben, damit die Seele eines Verstorbenen den Raum verlassen kann. Eine schöne Vorstellung. Nur: Die kleinen Öffnungen könnten auch ganz profan dem Lichteinlass und Wärmeaustausch gedient haben. Oder sie sind, wie ein Bauernhausforscher vermutete, schlicht eine romantische Erfindung früher Volkskundler.
So oder so: Ein schöner Schauer stellt sich beim Anblick eines Seelenfensters ein. Und ein schönes Beispiel – in passendem historischem Ambiente – findet sich im Talmuseum Chasa Retica in Samnaun.