SSVP - Festival la Scarìza. Ein Plakat, viele Geschichten
Festival La Scariza, so steht es auf dem schwarz-weissen Plakat, das im Dokumentationszentrum in der Casa Besta aufbewahrt wird. Rock auf Rätoromanisch, New Wave aus Zürich, Balkan-Folk und Jazz aus dem Misox – das war die Klangmischung, die vom 31. Juli bis am 1. August 1987 im Puschlav hätte erklingen sollen. Das Plakatbild, ein Kunstwerk von Paolo Pola scheint die ausgelassenen Gesänge der Festivalnächte förmlich heraufzubeschwören.
Aber gehen wir an den Anfang zurück: Was war La Scariza?
La Scarìza („Funke“ im Puschlaver Dialekt) war eine unabhängige Publikation, die Mitte der 1980er-Jahre aus der Initiative einer Gruppe junger Studierender aus dem Tal entstand. Die Zeitschrift, die sechs- bis achtmal jährlich erschien, behandelte mit einem kulturellen und satirischen Ansatz lokale Themen und verstand sich als frische und kritische Alternative zur damaligen Medienlandschaft. Das Projekt erreichte rund 700 Abonnent*innen und gewann 1987 die Auszeichnung für kulturelle Pressearbeit des Kantons Graubünden.
Neben der redaktionellen Arbeit engagierte sich die Gruppe La Scariza auch für kulturelle Initiativen in der Region, darunter das Musikfestival mit dem Namen der Zeitschrift Doch das Festival fand nie statt. Nur wenige Tage vor Beginn der grossen Musikveranstaltung, zwischen dem 18. und 19. Juli, wurde das Puschlav von einer schweren Überschwemmung getroffen. Die Veranstalter sahen sich daher gezwungen, das Festival abzusagen.
Das Redaktionsprojekt La Scariza endete im Jahre 1995, hinterliess jedoch einen bleibenden Eindruck im Tal. Ihr Geist – eine Art rebellischer Ruf – scheint bis heute im Plakat jenes nie durchgeführten Festivals weiterzuleben.