Grotesk und doch menschlich – Varlins letztes grosses Bild

«Ich entdecke mit der Zeit die masochistische Neigung der Intellektuellen, sich von mir malen zu lassen. Die Schadenfreude führt zu immer weiteren Empfehlungen, so dass nach Frisch bald Dürrenmatt kommt», schreibt der Künstler Varlin 1966 in einer kurzen Autobiografie.

Tatsächlich besuchen Willy Guggenheim, wie Varlin mit bürgerlichem Namen heisst, viele Intellektuelle, darunter Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt. Häufig Besuch erhält Varlin auch in Bondo, wohin sich der Zürcher Künstler vermehrt zurückzieht. Seine Frau, Franca Giovanoli, stammt aus dem Bergeller Dorf, die beiden heiraten 1963. Varlin schätzt die Einheimischen in Bondo. Er porträtiert sie selbst auf seinem letzten, monumentalen Bild mit dem Titel «Die Leute meines Dorfes».

Wie ein grotesker Totentanz mutet das Bild an, das Varlin um 1975 mit Öl, Kohle und Filzstift auf zwei grosse Blachen malt. Der Lehrer, die Krankenschwester oder der Bergführer aus dem Dorf, all die Menschen erscheinen auf dem mehr als sieben Meter langen Bild wie Karikaturen. Allerdings: Varlin verspottet die Leute von Bondo nicht. Er zeigt vielmehr das Menschliche und das Endliche eines jeden Menschen. Das Bild befindet sich im Museo Ciäsa Granda in Stampa und ist Teil der Sonderausstellung "Varlin - Bondo, la Bregaglia e il mondo".

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