Einsam in weisser Weite – ein Winterbild aus der Fundaziun Capauliana

«Um 6.00 abends standen wir auf der ersehnten, erhabenen Spitze auf reinem, von keinem menschlichem Wesen betretenen Boden, auf dem höchsten Punkt des Kantons, 4052 m ü. M. Ernste Gefühle ergriffen uns.» Viel Zeit für ernste Gefühle haben die Erstbesteiger des Piz Berninas, Johann Fortunat Coaz und seine Mitstreiter Jon und Lorenz Ragut Tscharner, im September 1850 allerdings nicht. Der Abend dämmert. Morgens um 6 Uhr sind die drei Alpinisten vom Bernina-Wirtshaus aufgebrochen, erst nachts um 2 Uhr kehren sie zum Gasthaus zurück.

Etwas mehr Zeit scheint der Schneeschuhläufer zu haben, der uns auf einem Gemälde aus der Sammlung der Fundaziun Capauliana begegnet. Auch er ist im Berninagebiet unterwegs, aber offensichtlich sucht er mehr die Weite als die Höhe. Der deutsche Maler Erich Erler (1870-1946), der mitunter im nahen Samedan wirkte, zeigt den Schneeschuhläufer um 1905 mit Blick zurück auf die Passlandschaft am Bernina.

Einsam mutet die winterliche Landschaft an. Und doch wird der Berninapass seit Urzeiten begangen. Selbst im Winter waren hier Säumer, die Transporteure des Mittelalters und der frühen Neuzeit, mit ihren Tieren unterwegs. Und heute tauchen im Winterweiss regelmässig rote Kompositionen auf: Allein der Bernina Express der Rhätischen Bahn verzeichnet jährlich gut eine Viertelmillion Fahrgäste.

Hilfe Suche