Audiovisuelles Kulturgut des Kantons Graubünden
Ob ein Flug über den Silsersee und die Engadiner Landschaft, eine Winterwanderung im tiefen Schnee am Fuss des Piz Bernina oder eine Erzählung über das Leben im abgelegenen Walserdorf Avers – audiovisuelle Medien machen die Geschichte und Kultur eines Ortes, einer Region und gar eines ganzen Kantons auf anschauliche und leicht zugängliche Weise erlebbar.
Fotos, Tonaufnahmen, Filme oder Videos – ob analog oder digital – sind wertvolle Dokumente unserer Vergangenheit. Sie erzählen von gesellschaftlichen Entwicklungen, persönlichen Geschichten, lokalem Handwerk, politischem Geschehen, Alltagskultur und vielem mehr. Sie dienen der Unterhaltung, Information, Bildung und Kommunikation. Dieses Kulturgut ist oft in Archiven von Institutionen und Organisationen zu finden – aber genauso häufig in Privathaushalten, Dachböden, Kellern oder Büroregalen. Leider ist das Trägermaterial auch empfindlich, und viele dieser Erinnerungen sind vom Zerfall bedroht. Hinzu kommt, dass Abspielgeräte wie Diaprojektoren, Kassettenspieler oder Filmprojektoren immer seltener werden und nur noch von wenigen Fachleuten bedient werden können.
Die Kulturinstitutionen in Graubünden engagieren sich deshalb seit Jahren aktiv für die Sichtbarmachung und Erhaltung ihres reichen audiovisuellen Kulturerbes. Mit den digitalen Plattformen Porta Cultura und dem AV-Medienportal Graubünden, den Katalogen des Staatsarchivs und der Kantonsbibliothek Graubünden, aber auch durch die Arbeit der Fotostiftung Graubünden, iStoria und der partizipativen Plattform nossaistorgia, bestehen bereits heute zentrale Instrumente zur Erschliessung und Zugänglichmachung von audiovisuellen Kulturgütern. Per Klick geht es vom Sofa aus auf eine digitale Reise durch Graubünden – über Berge, durch Täler und zurück in eine andere Zeit.
Unterschieden wird bei den audiovisuellen Medien zwischen Fotografien, Tonaufnahmen, Filmen und Videos:
- Das Medium Fotografie fängt als zweidimensionales Lichtbild einen Moment ein und hält ihn fest. Die Materialien und Techniken der Fotografie sind sehr unterschiedlich und reichen von Glasnegativen bis zu Digitalaufnahmen.
- Tonaufnahmen sind die Speicherung von Geräuschen, Sprache oder Musik und können auf unterschiedliche Weise erfolgen: mechanisch, magnetisch, optisch oder digital.
- Ein Film besteht aus bewegten Bildern, die mithilfe von Foto- oder Kameratechnik erstellt und auf einem Filmstreifen festgehalten werden, häufig begleitet von Ton. Er setzt sich aus Einzelbildern zusammen, die in schneller Abfolge gezeigt und durch den Menschen als Bewegung wahrgenommen werden.
- Videoaufnahmen sind ein elektronisches Verfahren. Im Unterschied zum Film werden Videos nicht auf einem Filmstreifen, sondern als elektrische Signale gespeichert – zunächst auf einem Magnetband und heute überwiegend in digitaler Form. Dadurch mussten die Videos, im Gegensatz zum Film, nicht entwickelt werden, sondern konnten mit einem passenden Abspielgerät direkt angeschaut werden. Heute werden die digitalen Signale von eine Software interpretiert und wiedergegeben.
Seit 2022 erstellt Memoriav, die Kompetenzstelle und das Netzwerk für das audiovisuelle Erbe der Schweiz, ein gesamtschweizerisches Übersichtsinventar der audiovisuellen Kulturgüter. Dieses soll dokumentieren, wo sich welche Bestände befinden, in welchem Zustand sie sind. Damit kann eine grundlegende Planungsbasis für Bund und Kantone geschaffen werden, um künftig noch gezielter Massnahmen zur Erhaltung umzusetzen, sodass die wertvollen Fotografien, Tonaufnahmen, Filme und Videos bewahrt und zugänglich gemacht werden können.
Der Kanton Graubünden beteiligt sich am nationalen Inventarprojekt von Memoriav und erweitert die bereits kantonal geleistete Vorarbeit. Die Umsetzung erfolgt als Gemeinschaftsprojekt der Kantonsbibliothek Graubünden und Porta Cultura im Auftrag des Amtes für Kultur. Ziel ist es, sowohl bestehende audiovisuelle Sammlungen zu dokumentieren als auch neue Bestände zu entdecken und zu erfassen – insbesondere von Privatpersonen und diversen Vereinen aus verschiedenen Bereichen.
Machen Sie mit! Sie besitzen Filme, Videos, Fotos oder Tonaufnahmen? Ab Ende Oktober 2025 startet eine breit angelegte Online-Umfrage, die sich an Institutionen, Organisationen und Privatpersonen richtet. Eingeladen mitzumachen sind alle, die audiovisuelle Dokumente besitzen, die die Entwicklung von Geschichte, Gesellschaft, Kultur, Wirtschaft oder Regionen unseres Kantons zeigen. Dabei geht es nicht um die Abgabe der Medien, sondern um die Erfassung von Informationen: Was für Materialien gibt es? Wo befinden sich diese? In welchem Zustand sind sie?
Die Teilnahme steht allen Interessierten frei. Wenn Sie Filme, Videos, Fotos oder Tonaufnahmen besitzen, die persönliche Einladung zur Umfrage jedoch nicht erhalten haben, können Sie uns gerne unter av-inventar@gr.ch kontaktieren.
Parallel dazu finden an vier Standorten sowie online begleitende Veranstaltungen für interessierte Personen statt. Dabei erfahren Sie mehr über die Bedeutung des audiovisuellen Kulturguts für Graubünden, wie Schäden an den Materialien erkannt und behandelt werden können, wie die Medien richtig gelagert werden und wie Sie sich selbst am Inventar beteiligen können.
Die Umfrageergebnisse werden in einem Projektbericht zusammengefasst, der zu gegebener Zeit auf der Webseite von Memoriav öffentlich zugänglich sein wird. Informationen zu den Inventaren anderer Kantone, aber auch allgemeine Informationen zu audiovisuellen Medien und deren Erhalt, sind auf der Webseite der Kompetenzstelle Memoriav verzeichnet.