Objekte / Dokumente
D V/37 - Dauerdepositum v. Tscharner, Ortenstein (0952 - 1995)
Titel / Bezeichnung
Dauerdepositum v. Tscharner, Ortenstein
Datum
0952 - 1995
Verzeichnungsstufe
Bestand
Institution
Sprachen
Deutsch , Englisch , Französisch , Italienisch , Latein , Niederländisch , Rätoromanisch , Spanisch , Portugiesisch
Bestandsgeschichte
Ein grosser Teil dieses Materials (bis Signatur D V/37 C 47) kam im Jahr 1998 ins Staatsarchiv. Der restliche Teil wurde erst 2019 dem Staatsarchiv überlassen. Zahlreiche Urkunden, Bücher und Akten aus dem Schlossarchiv Ortenstein waren bereits 1923-1925 mit Schenkung von Herrn und Frau v. Tscharner-Juvalta dem Staatsarchiv Graubünden übergeben worden (Urkunden: StAGR A I/5; Bücher: StAGR AB IV 7a. Vgl. auch den Vertrag von 1925, StAGR Vr CI 1245).
Verwaltungsgeschichte / Biografische Angaben
Die Familie Tscharner stammt aus dem Domleschg und gehört zu den alteingesessenen Bündner Geschlechtern. Sie besitzt das Landrecht seit 1365. Die Tscharner waren sowohl freie Bauern als auch Leibeigene. Im 16. Jahrhundert stieg die Familie zu einem führenden Ratsherrengeschlecht in der Stadt Chur auf. Während 1471 Matthäus und Wilhelm als Inhaber von Mühlen und 1472 Martin, Diebold und Jakob Wilhelm als freie Bauern in Feldis erwähnt werden, unterstand daselbst 1501 Wilhelm als leibeigener Bauer dem Grafen Jörg von Werdenberg-Sargans. Zwischen 1471 und 1483 werden Symon, Caspar und Peter als Churer Bürger erwähnt. Symon war vermutlich der Vater des Luzius (ca. 1481-1562), der um 1500 in Wien studierte, 1529 Ratsherr und 1530 Säckelmeister in Chur war und kurz darauf nach Bern übersiedelte, wo er die Berner Linie begründete, die seit 1530 in Bern das Bürgerrecht besitzt.
Aus Luzius' erster Ehe stammt Hans (ca. 1510-1569), der zu den höchsten politischen Ämtern der Stadt Chur aufstieg. Ihm und seiner Familie wurde im Jahr 1558 von Kaiser Ferdinand I. ein Adelsbrief verliehen mit neuem Wappen. Er und seine Nachkommen sind die Begründer der Churer "von Tscharner". Von seinen drei Söhnen waren Simeon (1547-1584) 1569 Seckelmeister, 1575 Hauptmann auf der Fürstenburg und 1576 bischöflicher Hofmeister, Hans (1554-1602) Oberst und Churer Seckelmeister und Zunftmeister, und Johann Baptista (1550-1609) Ratsherr, Stadtschreiber und häufiger Gesandter der Drei Bünde, u.a. nach Venedig, Mailand und Paris.
Ein Sohn des Letzteren, Johann (1593-1659), leitete die Stadt Chur nach den Bündner Wirren. Er bekleidete ebenfalls hohe Ämter, wurde Stadtschreiber, Ratsherr, Stadtvogt und 1643 Bürgermeister. Von Kaiser Ferdinand II. erhielt er ein neues Adelswappen. Sein Sohn Johann Baptista (1618-1662) war Hauptmann der Schweizergarde in Paris und Bürgermeister von Chur. Auch seine Nachfahren gleichen Namens, Johann Baptista (1670-1734) und Johann Baptista (1722-1806), bekleideten höchste Ämter. Der erste wurde u.a. 1711 Landvogt von Maienfeld, dann Stadtammann, Stadtrichter, Bürgermeister und ab 1721 Präsident des Gotteshausbundes.
Der zweite, sein Enkel Johann Baptista, wurde Stadtammann und Bürgermeister und ab 1769 Bundespräsident.
Eine hervorragende Gestalt war der Sohn des zuletzt erwähnten Johann Baptista. Er, ebenfalls ein Johann Baptista (1751-1835), wurde Bürgermeister und bekannte sich gegen Ende des Ancien Régime zum Kreis der Patrioten, die französisch gesinnt waren. Er bekleidete zahlreiche politische Ämter und trat für umfassende Reformen im Dreibündestaat ein. 1793 kaufte er mit Oberzunftmeister Johann Baptista von Bavier das Schloss Reichenau, wo er die eingegangene Schule, das "Philanthropin" von Marschlins, neu eröffnete. Lehrer waren hier u.a. Heinrich Zschokke und unter dem Decknamen Chabos, von Chabaud, der spätere französische König Louis Philippe.
Ab dem 18. Jahrhundert kamen die Tscharner häufig vom Säckelmeisteramt in die höchsten Ämter der Stadt und des Bundes und wurden durch den Speditionshandel und den fremden Kriegsdienst vermögende Grundbesitzer. In dieser Tradition standen diverse Vertreter des 19. Jahrhunderts wie Johann Baptista (1779-1857), Präsident des Kantonskriminalgerichts, Bürgermeister und Bundespräsident, sein Bruder Johann Friedrich (1780-1844), Bürgermeister und Bundespräsident, und Peter Conradin (1786-1841), während Johann Baptista (1815-1879) 1857/58 liberaler Ständerat war. Im 19. Jahrhundert betätigten sich zahlreiche Tscharner als Ingenieure, Architekten, Bankdirektoren oder Berufsoffiziere.
Das Schloss Ortenstein, seit 1860 in Besitz des Historikers Wolfgang von Juvalta, kam durch eine Erbschaft 1893 an die Familie von Tscharner und ging nach dem Tod der Salome Linder-von Tscharner 2009 an die Basler Familie Linder über.
Anzahl / Umfang
28.57 Laufmeter
Form und Inhalt
Der durch das vorliegende Verzeichnis erschlossene Archivbestand aus dem Schloss Ortenstein befindet sich als Eigentum der Familien Linder-v. Tscharner und v. Tscharner, Basel, als Dauerdepositum im Staatsarchiv Graubünden. Die Neuordnung und Verzeichnung dieses Archivmaterials wurde im Winter 1996/97 von Gaudenz Tscharner im Auftrag der Familien Linder-v. Tscharner und v. Tscharner vorgenommen. Gleichzeitig wurden Massnahmen zur fachgerechten Konservierung unternommen und für die zusätzliche Sicherung des Bestandes ist das Material vollständig verfilmt worden.
Der Archivbestand umfasst insgesamt 181 Urkunden sowie zahlreiche Bücher, Druckschriften und Akten aus dem Zeitraum vom 14. bis zum 20. Jahrhundert, wobei der Grossteil des Materials Vorgänge im 16.-18. Jahrhundert dokumentiert und sich aus Urkunden, Missiven, Druckschriften und Korrespondenzen zusammensetzt.
Der Bestand lässt sich in drei Hauptteile gliedern:
A Urkunden
B Bücher
C Akten
Nach der Signatur D V/37 C befinden sich 7 Laufmeter unverzeichneter, gebundener und ungebundener Druckschriften.
HLS Link: http://www.e-lir.ch/index.php?id=450&t_articles_id=2602&lemma=&chavazzin=tscharner&lemma_lang=
Masse
A3 , A4 , A5 , A6 , Folio
Kategorie
Standort
Staatsarchiv Graubünden
Erwerbsart
Depositum
Signatur / Identifikationsnummer
D V/37
Findhilfsmittel
Findmittelsignatur Staatsarchiv Graubünden: CB II 1360 d 24/068
Verwandtes Material
Weitere Archive der Familien v. Tscharner:
- A Sp III/8s Familienarchiv v. Tscharner-Türligarten, das dem Kanton Graubünden am 26.11.1976 von Elisabeth v. Tscharner geschenkt wurde. Darin integriert sind auch die Urkunden aus der Hinterlassenschaft des Albert v. Tscharner, 16 Pergament- und 10 Papierurkunden.
- D V/3 Familienarchiv v. Tscharner-St.Margrethen. Es ging 1925 ursprünglich an die Kantonsbibliothek Graubünden, wird seit 1977 (Vertrag vom 24.08.1977) jedoch als Depositum im Staatsarchiv Graubünden aufbewahrt.
- Oberst Eduard v. Tscharner übergab dem Staatsarchiv Graubünden 1931 zudem die Dokumentensammlung (Signatur AB IV 6/1-29) von Theodor v. Mohr (1794-1854).
Quelle
Archivdatenbank des Staatsarchiv Graubünden: https://staatsarchiv-findsystem.gr.ch/home/#/content/1cbbfb42520c4240bd55fe4e7c628424
Benutzbarkeit
FreiEinsehbar
Schutzfrist
0 Jahre (Frei zugänglich)
Schutzfrist Ende
02.01.2000
Nutzungsrechte
Gemeinfrei