Form und Inhalt
Tag 1: 29.8./9.9.
- Begrüssung durch den amtierenden Bundslandammann (140)
- Verifizierung der Instruktionen der Ratsboten und Beschwörung der Reforma (141)
- Der kaiserliche Gesandte F. A. von Rost protestiert in einem Schreiben gegen die Wahl von Christian de Florin als Landrichter. (141ff.) Dies wird dem Oberen Bund mitgeteilt und seine Meinung darüber eingeholt (148)
- Forts. von 060.11: Carlo Stampa von Chiavenna beklagt sich abermals über die ihm entführte Tochter, worauf die katholischen Ratsboten abtreten. Darauf lassen die evangelischen Ratsboten Filippo und Baltasaro Pestalozzi, Vater und Bruder des Erzpriesters, bei Androhung hoher Strafe auf diesen Bundstag zitieren (148f.)
Tag 2: 30.8./10.9.
- Streit um die Landrichterwahl: Antwort des Oberen Bunds zuhanden des kaiserlichen Gesandten. Man ist bereit, eine Konferenz abzuhalten oder aber den Streit durch die zwei Bünde schlichten zu lassen. Ermahnung an beide Parteien zu schneller Streitbeilegung (151f.)
- Forts.: Das katholische Corpus beklagt sich über die Zitation von Filippo und Baltasaro Pestalozzi, worauf die evangelischen Ratsboten entgegnen (153f.)
- Besetzung der Ämter in den Untertanengebieten gemäss Vorschlagsrechten: Landeshauptmann (suspendiert), Vicari, Commissari, Podestà von Tirano, Podestà von Morbegno, Podestà von Traona, Landvogt von Maienfeld, Podestà von Teglio, Podestà von Piuro, Podestà von Bormio (154ff.)
- Wahl der Syndikatoren samt Präsident, Schreiber und Weibel (157f.)
Tag 3: 31.8./11.9.
- Forts. von 060.08: Die Vertreter aus dem Münstertal werden ermahnt, wegen des Mordfalls nachzuforschen und die Täter exemplarisch zu bestrafen. Es werden zwei Deputierte zur Überwachung ("inspection") des Handels delegiert (162f.)
- Kaufleute im Veltlin beklagen sich über die Zolltarife. In den Protokollen von 1640 soll nachgeschlagen werden, wie die Zölle verliehen wurden, ebenso soll an die Witwe von Francesco Paravicini geschrieben werden, "auß waß grund sie den zoll laut dermahliger tariffa einzogen". Auch die Amtsleute sollen Berichte einholen. Am nächsten Kongress ist darüber zu beraten, inzwischen sollen die Zollinhaber nach jetzigem Tarif verfahren (163f.)
- Die Nachbarn von Monastero sollen sich wie bisher mit dem Pfarrer von Dubino begnügen (164)
- Forts. von 060.06: Carlo Aureggio von Mantello, wohnhaft in Morbegno, wird die Bewilligung des Podestà von Morbegno und das Dekret der Häupter mit der Bedingung bestätigt, dass das Benefizium niemals an Ausländer fallen möge (165)
- Memorial von Pietro Antonio Delfino wird zuhanden der Gerichtsgemeinden ausgeschrieben (165)
- Ausführlicher Bericht der Deputierten im Sagenserhandel (165f.) mit folgenden Vergleichspunkten:
1) Alle bisherigen Übergriffe sollen vergessen werden (167)
2) Aufhebung der Separation bzw. Wiedervereinigung der Gerichtsgemeinde Gruob. Die künftige Landsgemeinde soll friedlich abgehalten werden. Damit aus konfessionellen Gründen in der Strafgerichtspflege keine Parteilichkeit herrsche, soll, wenn ein Katholik abgeurteilt wird, das Gericht aus drei Katholiken und zwei Protestanten bestehen und im anderen Fall aus drei Protestanten und zwei Katholiken (168f.)
3) Alle Ämter (Landammann, Boten, Weibel, Schreiber, Säckelmeister) sollen auf die Nachbarschaften verlost werden; in konfessionell gemischten Dörfern sollen die Ämter proportional unter den beiden Konfessionen verteillt werden; gleiches Verfahren gilt für die Besetzung der Ämter in den Untertanengebieten; Bussengelder sollen der Gemeinde alleine zufallen und nicht den Richtern; für die Obrigkeit soll "kein gemein Hof" bestehen; Protestanten dürfen die Religion in ihren Häusern frei ausüben und alle ihre Toten auf dem Friedhof bestatten (169ff.)
- Die Katholiken insistieren auf Restitution aller in Sagogn entwendeter Güter. Die Gruober Obrigkeit soll einen Teil der Veltliner Einkünfte den Geschädigten von Sagogn zukommen lassen. Die Protestanten verlangen dafür vom Churer Bischof die Abberufung des Pfarrers [Kaspar] Jacomet (171ff.)
- Die evangelischen und katholischen Gemeinden werden zur Annahme des gemachten Vorschlags ermahnt. Wer beim Sagenserzug Güter entwendet hat, soll dies zurückgeben (174f.)
- Forts.: Streit um Landrichterwahl: Die zum kaiserlichen Gesandten verordneten Deputierten erstatten Bericht. Sie hätten diesen "beneventiert und complimentiert" und dafür "höffliche dancksagung" erhalten (175)
- Memorial der Nachbarschaft Villa (di Chiavenna) betreffend Unterhalt des Amtshauses in Santa Croce (175f.)