Form und Inhalt
Traktanden S. 783–944 = StAGR AB IV 01/076.10
10./21.4. (783-794)
- Liste der anwesenden Häupter und Deputierten
- Forts. von 076.06-07: Eingang der Antwort des Fürsten und der Geheimräte von Kempten auf das Empfehlungsschreiben der Drei Bünde für die Witwe von Ambrosius Massner wegen Forderungen gegenüber dem Grafen von Vaduz. Man will dieses an die Witwe weiterleiten
- Antwortschreiben aus Preussen auf die Dankesworte zum Einschluss der Drei Bünde in den Friedenvertrag von Utrecht
- Begrüssung durch den Bundspräsidenten und Angabe der Traktanden
- Man will die Dekrete des letzten Bundstags über die geplante Konferenz mit dem Bischof von Como wegen des Prozesses von Alt Commissari Melchior von Mont gegen Paolo Gian(n)i von Novate aus dem Protokoll vorlesen, damit man sich zu verhalten wisse
- Begrüssung von Baron Ä. von Greuth, der im obigen Streit als Vermittler fungiert, durch eine Deputation. Er schlägt vor, den Prozess gegen P. Gianni gründlich vorzubereiten
- Der bischöfliche Deputierte NN Stampa, ebenfalls feierlich begrüsst, wünscht Audienz, um über den genannten Streit verhandeln zu können. Nach einer Diskussion über die Anzahl Deputierter zu dieser Konferenz wird ihm Audienz erteilt
- Dieser schildert nochmals den Sachverhalt: Melchior von Mont hat als Commissari gegen Abt Paolo Gianni prozessiert und damit die geistliche Immunität von Como verletzt. Er fordert, die bischöfliche Jurisdiktionsgewalt künftig unangefochten zu lassen und macht geltend, dass die Klagen von M. von Mont gegen P. Gianni lediglich von geringer Bedeutung wären; beiliegend Beglaubigungsschreiben des bischöflichen Deputierten
- Die von Melchior von Mont gegen Paul Gianni erhobenen Klagepunkte
- Man will nun auch Melchior von Mont anhören. Er und der bischöfliche Deputierte sollen kommenden Montag erscheinen
12./23.4. (794-803)
- Vertreter der Kirche Madonna in Tirano beschweren sich über die an die Gerichtsgemeinden ausgeschriebene Einführung eines neuen Markts in Morbegno. Falls die Mehren den Markt bestätigen, will man die Beschwerden auf eigene Kosten ausschreiben
- Ernennung von Oberkommissären für den geplanten Truppendurchmarsch
- Melchior von Mont möchte nur zur Konferenz erscheinen, wenn seine Exkommunikation aufgehoben wird, da diese bis zu ebendieser Konferenz lediglich sistiert worden ist
- Die Deputierten sollen Baron Ä. von Greuth das Memorial von M. von Mont übergeben; beiliegend protokolliertes Memorial
- Auf Antrag von M. von Mont wird ihm eine Kopie des Beglaubigungsschreibens des bischöflichen Deputierten ausgehändigt
- Laut Bericht der zu Baron Ä. von Greuth verordneten Deputierten verlangt dieser vom bischöflichen Deputierten eine schriftliche Erklärung
- Eingabe von Archidiakon NN Stampa, der seinerseits eine schriftliche Versicherung verlangt, dass weder die Drei Bünde noch M. von Mont bis zum endgültigen Austrag dieses Streits Neuerungen einführen; beiliegend protokollierte Erklärung
- Man will die gedruckte Verteidigungsschrift von Paolo Gianni vorlesen, wozu sich Melchior von Mont verteidigen kann
13./24.4. (804-811)
- Die Salzsäumer beschweren sich über Handelshindernisse. Baron Ä. von Greuth will deswegen beim General von Rankweil intervenieren
- Der bischöfliche Deputierte und Melchior von Mont erklären sich beide mündlich. Ihre Positionen werden an Baron von Greuth übermittelt
14./25.4. (812-817)
- Baron Ä. von Greuth anerbietet sich, mit dem bischöflichen Deputierten zu sprechen und führt Vorverhandlungen mit Archidiakon NN Stampa
- Auf Antrag der Gemeinde Chiavenna wird Folgendes beschlossen:
1) Frage an die Gerichtsgemeinden, wie viel die fremden "vicini" für das Plazet bezahlen sollen
2) Transport der Schriften und Bücher der Gemeinde in den Saal des Hospitals zwecks sicherer Aufbewahrung wird vorbehältlich der gerichtsgemeindlichen Approbation erlaubt
- Berichterstattung der zu Baron von Greuth verordneten Deputierten, die ihm die schriftlichen Einlagen von Alt Commissari M. von Mont gegen P. Gianni präsentiert haben
15./26.4. (817-824)
- Audienzerteilung für Alt Commissari Melchior von Mont
- Das Memorial der Gemeinde Chiavenna wird M. von Mont präsentiert, damit er darauf antworten kann
- Leutnant Pietro Antonio Foicho von Chiavenna bezeugt, M. von Mont niemals beleidigt zu haben
- Wegen Berichten über einige Personen, die für das Fürstentum Ansbach ("anspachische landt") Geld sammeln, will man einen Personenbeschrieb an die Gerichtsgemeinden schicken, damit diese die genannten Personen gefangen und nach Chur überführen können
- Aufhebung der Wachposten im Münstertal und bei Martina wegen nachlassender Seuche und Passöffnung seitens des Herzogtums Mailand
- Empfehlungsschreiben für die vier Hauptleute des schwedischen Regiment an die Generalstaaten zwecks Bezahlung, das jedoch der Bundsstatthalter wegen des darin enthaltenen Wortes "Allianz" nicht siegeln will
- Da man auf die Antwort von Baron Ä. von Greuth wartet, will man in der Zwischenzeit die Mehren aufnehmen. Ausserdem bittet man ihn um Rat, wie dieser leidige Streit endlich beendet werden könnte
16./27.4. (824-884)
- Aufnahme der Mehren aus dem Oberen Bund, dem Gotteshausbund und dem Zehngerichtebund
- Mehrenklassifikation zur Durchreisebewilligung für kaiserliche Truppen: 36 Stimmen heissen diese gut, 5 wollen keine erteilen, 3 sind konfus oder zweifelhaft, 17 Stimmen sind ausgeblieben und 2 melden nichts
- Öffnung des Kornpasses seitens des Erzherzogtums Österreich
- Da der Pass seitens Mailand geöffnet wurde, will man auf Gefallen der Gerichtsgemeinden die auf die durchpassierenden Waren gelegten Auflagen aufheben
- Weisung an die Kommissäre, bei Empfang der Truppen an den Grenzen die Offiziere zu fragen, ob ihre Truppen von gesunden Orten kommen. Ansonsten lässt man es bei der publizierten Grida bzw. Ordnung bleiben
- Berichterstattung der zu Baron von Greuth verordneten Deputation. Man verlangt eine schriftliche Antwort, während der bischöfliche Deputierte möchte, dass der Baron den Streit mit seinem Votum beende
- Verteilung der österreichischen Jahrgelder an die Bundshäupter sowie Aushändigung der Quittungen an Baron Ä. von Greuth. Den Gerichtsgemeinden des Gotteshausbunds rät man, dieses Geld zur Abzahlung ihrer Schulden zu verwenden
- Über Friedensverhandlungen in Baden (AG) will man die Gerichtsgemeinden informieren und sie fragen, wie man weiter vorgehen will
17./28.4. (884-898)
- Weisung an die Gemeinden Malans und Maienfeld sich wegen des Korntransits an das letzte Ausschreiben zu halten
- Auf das Memorial von M. von Mont sowie jenem der Gemeinde Chiavenna beschliesst man, die Interpretation des letzten bundstäglichen Dekrets mangels Verständnis dem nächsten Bundstag zu überlassen
- Vom kaiserlichen Gesandten möchte man erfahren, wie viele Truppen durch die Drei Bünden passieren werden. Für die durch das Engadin marschierenden Truppen soll eine Kaution bezahlt werden
- Antonio Foicho Beltramino klagt gegen Bedrängung durch den Pfarrer von Novate. Man leitet seine Beschwerden an den Generalvikar in Como
- Beratungen mit Generalvikar NN Stampa und Brigadier J. U. Albertini über die nächste Konferenz im Mai, um über die "jurisdictional condordanz" zu verhandeln
- Münzmandat: Taxierung französischer Taler
- Berichterstattung der zum Gesandten Ä. von Greuth verordneten Deputation:
1) Die ungefähre Truppengrösse betrage 3000 bis 4000 Rekruten
2) Er wisse noch nicht, ob einige Truppen durch das Engadin marschieren werden
3) Der Generalvikar habe versichert, sich den Beschwerden von Antonio Foicho gegen den Pfarrer von Novate anzunehmen
- Mehrenklassifikation:
[1] Bewilligung für Battista Pensa zur Errichtung eines Gebäudes in Bocca d'Adda: 25 Stimmen wollen das Privileg nicht erteilen oder die Angelegenheit bis zum Bundstag aufschieben. 8 Stimmen möchten das Privileg erteilen, 22 melden nichts oder sind ausgeblieben. 3 Stimmen möchten, dass das Privileg zuerst gezeigt werde, 4 Stimmen sind "conditioniert". Somit verschiebt man die Angelegenheit auf nächsten Bundstag
[2] Zum neuen Viehmarkt in Morbegno: 21 Stimmen heissen diesen gut. 31 Stimmen melden nichts oder sind ausgeblieben und sind somit gemäss Ausschreibung als zustimmend zu rechnen. 11 Stimmen lehnen diesen ab. Demnach soll dieser Markt gehalten werden, was man zusammen mit den Beschwerden Tiranos an die Gerichtsgemeinden kommuniziert
[3] Zu den Abgabegebühren der aufgenommenen "vicini" von Chiavenna: Die Angelegenheit wird auf den nächsten Bundstag verschoben
[4] Zu Strassenverbesserungen in der Cardinell-Schlucht oder an der oberen Strasse: 23 Stimmen wollen, dass zuerst der Cardinell verbessert werde. 16 Stimmen meinen, dass man mit der oberen Strasse beginnen solle, 24 Stimmen melden nichts
[5] Über die Errichtung einer Tabak-"impressa" im Veltlin: 18 Stimmen heissen diese gut, 15 lehnen sie ab, 25 sind ausgeblieben oder melden nichts, 2 sind "conditioniert" und 3 Stimmen wollen die Angelegenheit bis zum nächsten Bundstag verschieben. Das Resultat, die Gutheissung für das Unternehmen, wird den Gerichtsgemeinden mitgeteilt
- Schriftliche Antwort von Baron Ä. von Greuth, die man Melchior von Mont eröffnen will. Gleichzeitig möchte man ihn fragen, wie viel Spesen er wegen des Prozesses gegen P. Gianni fordere
19./30.4. (898-911)
- Melchior von Mont möchte zuerst wissen, wer seine Spesen bezahlt, bevor er die Liste zusammenstellt
- Forts. Mehrenklassifikation:
[6] Über die Inspektion und den Einzug der Zoll- und Weggelder: 28 Stimmen wollen diese den Baviers überlassen, 11 J. U. Cleric anvertrauen. 23 Stimmen melden nichts oder sind ausgeblieben, 1 Stimme möchte beide Parteien anhören. Man fordert die Gerichtsgemeinden auf, die noch fehlenden Mehren einzusenden
[7] Über den dem Prätendanten der englischen Krone zu verwehrenden Unterschlupf: Da dazu nur wenige Mehren eingegangen sind, muss man diese wichtige Angelegenheit auf den Bundstag verschieben
[8] Zum Rekursgesuch von Melchior von Mont wegen der Hintersässen ("forestieri") von Chiavenna und Maria "Pedroncella". Auch dieses Geschäft verschiebt man auf den Bundstag
[9] Zum Schreiben von Baron Ä. von Greuth den 13. Artikel der holländischen Allianz betreffend. Man will diesem durch eine Deputation erklären, dass die Gerichtsgemeinden nicht gegen die Erbeinung handeln wollen. Da aber zu wenige Mehren eingegangen sind, müsse man das Geschäft nochmals ausschreiben
- Abschiedsaudienz des Generalvikars von Como und Erteilung eines Rekreditivs an denselben
- Im Streit zwischen [Johann] Ulrich Cleric und Simeon Bavier, wie die obigen Mehren über die Inspektion und den Einzug der Zoll- und Weggelder auszulegen sind, will man nochmals die Gerichtsgemeinden befragen
- Zum Antwortschreiben von Baron Ä. von Greuth vom 30. April (a. St.) will man die Mehren der Gerichtsgemeinden einholen, was ihm mittels einer Deputation berichtet wird
- Forts.: Der Bundsstatthalter möchte das Empfehlungsschreiben für das Regiment Schmid wegen Soldforderungen an die Generalstaaten wegen des darin enthaltenen Wortes "Allianz" nicht siegeln, weshalb es nicht verschickt werden kann
- Der Commissari soll den Notar Filippo Greco anweisen, den Vertrag oder die "Rimessa" zwischen der Gemeinde Chiavenna und Hauptmann P. A. Foicho baldmöglichst zu extrahieren und an M. von Mont weiterzuleiten
- Zum Memorial von Melchior von Mont wird der Podestà von Piuro angewiesen, Dr. NN Vertemate und dessen Sohn die gebührende "distinction" zu machen, da beide unter dem Schutz der Drei Bünde stehen
- Die getätigten Verhandlungen mit dem Generalvikar von Como will man ins Ausschreiben integrieren
- Einforderung der veltlinischen Kammergelder
- Das Schreiben vom Sanitätsrat von Brescia wird gleich beantwortet, ebenso jenes vom Sanitätsrat von Bergamo
- Der Landeshauptmann berichtet, wie er sich beim Podestà von Morbegno über den Bann über Hypolito Fondarino informiert habe: Die Verbannungszeit sei abgelaufen, H. Fondarino könne daher nach Hause kommen
20.4./1.5. (911-944)
- Kaufleute aus St. Gallen und Arbon möchten, dass durchpassierende Kaufmannsgüter keine Atteste mehr bedürfen, sofern sie von gesunden Orten kommen. Auf Gefallen der Gerichtsgemeinden sollen also ab Fronleichnam ("fronsten") keine Atteste mehr notwendig sein
- Vorlesen des Protokolls zwecks Abfassung des Ausschreibens
- Die zwischen M. von Mont und P. Gianni eingereichten Schriften sollen nicht vollumfänglich ins Protokoll aufgenommen werden
- Einladung des Generalvikars und von Baron Ä. von Greuth, zusammen mit den sechs Deputierten sich im Wirtshaus "Weisses Kreuz" zu verköstigen
- Berichterstattung der zu Ä. von Greuth verordneten Deputierten:
1) Betreffend 13. Artikel des Allianzvertrags hoffe er, dass sich die Gerichtsgemeinden an die Erbeinung halten wollen
2) Wegen der Zahl durchpassierender Truppen hoffe er, dass man sich ans Passtraktat halte
Die Beratungen hierüber finden sich im Ausschreiben
- Gesuch des jungen Massners, gefangen in Frankreich, um ein Empfehlungsschreiben an den König von Frankreich
- Saläre
Beilage:
- Abschrift des Ausschreibens vom 20.4./1.5.1704