Form und Inhalt
Traktanden S. 1r–14v, 16r–27v, 30r–40r, 40v–62v, 65v–99v, 100v–101v = AB IV 01/064.01
Tag 1: 30.8. (1r-2v)
- Liste der anwesenden Häupter und Ratsboten
- Begrüssung und Verifizierung der Instruktionen
- Aufschub der Session, da einige Ratsboten noch nicht angekommen, andere noch nicht legitimiert sind
- Landeshauptmann Johann Gaudenz von Capol bittet um Stellvertretung
Tag 2: 2.9. (2v-6v)
- Forts.: Verifizierung der Instruktionen; Beschwörung der sog. Reforma
- Jeder Bund soll selber seine Ratsboten legitimieren
- Forts.: Landeshauptmann J. G. von Capol wird vom Amtseid befreit und an seiner Stelle Antonio von Salis gewählt
- Tätigkeitsbericht der Syndikatoren samt Kammerrechnungen
- Der französische Gesandte J. B. Graville möchte nicht, dass die Drei Bünde den Erzherzog als Nachfolger von Karl II. anerkennen
- Abnahme der Landesrechnungen
- Wahl des Kassiers, der künftig Kopien der Landesrechnungen im Landesarchiv aufbewahren soll
- Abnahme der Rechnungen der Landvogtei Maienfeld
Tag 3: 3.9. (6v-8v)
- Wahl eines Empfangkomitees für den kaiserlichen Gesandten. Diese berichten dann, dass J. B. Wenser auf diesen Bundstag gemäss "Pass-tractat" die ausstehenden Jahrgelder bezahlen wolle
- Uneinigkeit über die Höhe der Jahrgelder, sodass Kontrollen über empfangene bzw. ausstehende Jahrgelder durchgeführt werden
- Quittung für die an diesem Bundstag ausgehändigten Jahrgelder
Tag 4: 4.9. (11r-16r)
- Resident V. Bianchi reist zurück nach Venedig und verabschiedet sich mit einem Schreiben. Man stellt ihm ein Rekreditivschreiben aus
Tag 5: 5.9. (16r-22r)
- Abordnung einer Delegation zu Unterhandlungen mit dem kaiserlichen Gesandten über: 1. freier Handel mit Pferden, 2. Salzpreissteigerungen in Hall, 3. Ungeld für den nach Österreich importierten Branntwein und 4. Weggelder in Vaduz
- Diesbezüglicher Bericht
- Wahl von Delegierten zwecks Erneuerung des Mailänder Kapitulats
Tag 6: 6.9. (22r-27v)
- Gesetzesbestimmungen für die Landvogteiverwaltung: Künftig sollen alle Maienfelder Landvögte laut der 1695 gemachten Reform abrechnen und sich dabei an die alten Tarife halten
- Diejenigen Verordneten, die das Maienfelder Urbar erneuert haben, sollen dies nun auch für das Malanser Urbar tun. Der Richter von Malans soll ihnen assistieren
- Da das äussere Schanfigg dem Landvogt [von Maienfeld] den jährlichen Zins von 25 fl. nicht bezahlen will, sollen obige Verordnete auch diese Differenzen schlichten
- Bestätigung eines Kontumazurteils gegen einige Personen von Jenins
- Forts. von 063.03-02: Abordnung einer Delegation wegen Ablösung eines Weinzinses in Maienfeld durch Peter Janett
- Domenico Peretti von Grosio wird – vorbehältlich der gerichtsgemeindlichen Genehmigung – als Bundsangehöriger aufgenommen
- Christian Winkler von Maienfeld wird für gelieferte Bretter beim "Steigerzug" entlöhnt
- Wegen der Klagen über Geldtaxen, Fuhrwesen und Zoll wird die Gerichtsgemeinde Puschlav schriftlich ermahnt
- Säumer aus dem Rheinwald beklagen sich über die Faktoren/Spediteure in Chiavenna wegen der angewendeten Geldtaxen bei der Auszahlung der Fuhrlöhne. Der regierende Commissari soll diesbezüglich eine Grida erlassen
- Forts. von 062.12-01: Der Nachbarschaft Novate wurde am letztem Bundstag den Zoll verliehen mit Vorschrift, dass die Veltliner Untertanen von diesem befreit seien. Nun bitten die Nachbarn um Streichung dieses Zusatzes, was gewährt wird
Tag 7: 8./19.9. (30r-40r)
- Die Gerichtsgemeinden Rheinwald und Schams streiten mit dem oberen Vikariat im Misox, weil letzteres das letztes Jahr erlassene bundstägliche Dekret nicht einhalte. Nachdem dieses bestätigt worden ist, protestiert der Obere Bund, diese Angelegenheit würde alleine in seine Zuständigkeit fallen
- Bestätigung des gegen die Brüder Morelli von Mello erlassenen Dekrets [fortgesetzt n 066.08-02]
- Im Streit zwischen dem Zehngerichtebund mit dem Bischof von Chur wegen Zoll in Müstair werden die zwei anderen Bünde um unparteiische Rechtsprechung gebeten
- Forts.: Bericht der Delegation betreffend Erneuerung des Mailänder Kapitulats zuhanden der Gerichtsgemeinden
- Wegen geringer Kammergelder-Einnahmen wird eine Delegation verordnet, die sich auch den Klagen über die Strassenzustände im Veltlin widmen soll
- Auf Antrag des Landvogts sollen Maienfeld und Malans ein unparteiisches Gericht verordnen und diejenigen Jeninser, die den Dekreten und Ordinationen der Drei Bünde nicht nachkommen, bestrafen [fortgesetzt in 066.02-02]
- Schuldenstreit zwischen Bürgermeister NN Buol und der Gemeinde Tirano
- Die Nachbarschaft Novate beklagt sich über das Einfuhrverbot von fremdem Wein, worauf ihr für dieses Jahr der Bezug für die Wirtshäuser erlaubt wird
- Kundschaften aus dem Bergell gegen NN Crollolanza, Propst von Villa [di Chiavenna], wegen injuriösen landesverräterischen Äusserungen gegen den Pfarrer von Castasegna. Man möchte deshalb den Bischof von Como auffordern, den Propst abzusetzen und zu bestrafen. Dagegen protestiert das Corpus Catholicum
- Wegen möglicher Komplizenschaft soll gegen Giorgio Bazz vorgegangen werden
- Hingegen wird Andreas Maraffio von Villa, der den Propst an weiteren Schmähreden gehindert hat, mit einer lebenslangen Waffenlizenz belohnt. Diese wird unten protokolliert, wie auch das Schreiben an den Bischof von Como, dem auch die Kundschaften aus dem Bergell sowie die "deposition" von Giorgio Bazz beiliegen
- Bestätigung des Dekrets betreffend Traubenverkauf im Veltlin mit Vorbehalt
- Zollordnungen: Die Unterengadiner sollen wie andere Bundsangehörige den Zoll in Santa Croce bezahlen. Die Zollprivilegien für die Einwohner von Piuro werden dagegen bestätigt
- Commissari, Vicari und Podestà von Piuro sollen Informationen beschaffen wegen angeblicher Missbräuche im Hospital von Piuro
Tag 8: 9./20.9. (40v-62v)
- Forts.: Bestätigung der von der Delegation vorgeschlagenen Verordnungen (Veltliner Provisionen) für Valtellina und Valchiavenna:
1) Körperverletzung einer Amtsperson wird unter Galeerenstrafe gestellt, Tötung einer Amtsperson unter Todesstrafe
2, 4 u. 6), Einschränkung der Liberationen
3) Die von den Amtsleuten geführten Prozessschriften sollen in ihrer Kanzlei bleiben
- Verbesserung der Strassen und Kostenübernahme
6) Die "consules justitiae" dürfen nur noch ausgebildete Juristen ("juris licentiatus") als Notare und Prokuratoren einsetzen
- Weisung an den Landeshauptmann, zu den diesbezüglichen Punkten eine Grida zu publizieren und den Amtsleuten eine Kopie zukommen zu lassen. Auch solle er den Prozess gegen "capomaestro Paniza" fortführen
- Der Commissari wird ebenso angewiesen, darüber eine Grida zu erlassen, auch wegen der Klagen der Säumer über die von den Faktoren angewandten Geldtaxen [fortgesetzt in 064.05-01]
- Eine Kopie der "Veltleinerischen provisionen und artikhlen" wird dem Vicari zugeschickt; beiliegend das Schreiben an die Agenten von Valchiavenna
- Gemäss Bündnis hat die Republik Venedig die Strasse zum Passo San Marco verbessert und kassiert dafür nun Weggelder. Diesem Beispiel will man folgen, ebenso will man eine Post einrichten
- Der Streit zwischen "Antoni Schiogget" von Villa und Alt Podestà Valentin Davatz wird an den Vicari delegiert. Sollte dieser nicht urteilen wollen, soll Alt Commissari Nicolò von Salis-Soglio übernehmen
- B. Kuoni von Maienfeld will seinen Weingarten vergrössern. Die zur Erneuerung des Urbars verordneten Delegierten sollen einen Augenschein nehmen und am nächsten Bundstag darüber berichten, sodass dieses Anliegen bei Bedarf ausgeschrieben werden kann
- Die Streitigkeiten zwischen dem Commissari und Graf Simone Paravicini werden geregelt
- Forts.: Protestnote von Hauptmann Hans Luzi Guler namens der Nachbarschaft Jenins. Wenn er diese schriftlich eingibt, will man sie protokollieren
- Rechtsstillstand zwischen Paolo Vincenzo Fagarola von Sondrio und Giovanni Antonio Quadrio von Ponte bis zur Ankunft der Syndikatoren
- Forts.: Der Landeshauptmann soll den Prozess gegen "capomaestro Paniza" fortführen. Der Erzpriester von Sondrio wird ermahnt, ihm dabei nicht hinderlich zu sein
- Forts. von 062.01-02: Im Streit zwischen dem Erzpriester von Sondrio und der Confraternita del Suffragio wird die von den Häuptern am 11./22. Februar 1706 ausgestellte Bescheinigung bestätigt; unten beiliegend das Schreiben an den Erzpriester
- Der Amtsmann von Vaduz klagt gegen Stadtvogt NN Enderlin wegen Misshandlung eines Untertanen. Wegen des Zolls auf der Luziensteig soll die zur Erneuerung des Urbars verordnete Delegation den Kaufbrief, abgeschlossen mit dem Freiherren Brandis, konsultieren
- Die Wachposten auf der Luziensteig sollen sich mit Gewehren und nicht mit Stöcken versehen
- Auf Francesco del Zoppo wird ein Kopfgeld ausgesetzt wegen Ermordung des Amtsdieners in Morbegno
- Forts. von 063.07: Lieferung der zwei Kanonen aus Venedig nach Morbegno
- Veltliner Kriegssteuer an den sog. Steigerzug
- Bestätigung ergangener Ordinationen betreffend Maria del Bondio, Witwe von Guglielmo Cerletti von Chiavenna
- Verordnungen betreffend Steuern, Schulden, Hospitäler, Brotzoll etc. in Chiavenna, Piuro und Mese[fortgesetzt in 072.01-05]
- Forts.: Abordnung einer Delegation zur Prozessführung gegen Giorgio Bazz von Villa wegen Schmähreden anlässlich des Streits zwischen dem Pfarrer von Castasegna und Propst NN Crollolanza von Villa
- Geleitbrief ("attestation") für die Brüder Lorenzo und Bernardo Mengotti von Puschlav, der unten mitprotokolliert wird
- Analog wird ein Geleitbrief für die Brüder Anatabene und Nicolo Tossi [?] von Puschlav ausgestellt
Tag 9: 10./21.9. (65v-71v)
- Memorial von Catrina Filomena Giana, geb. Calderari, gegen ihren Sohn wegen einer Forderung
- Giovanni Maria Pelosio von Sondrio wird als Leutnant zugelassen, ihm wird eine Lizenz zum Waffentragen erteilt; gleiches wird "capitaneo" NN Mazzone von Talamona vergönnt
- Alle Gerichtsgemeinden werden zur Anschaffung von Munition und Waffenbereitschaft angehalten
- Forts.: Ablösung eines Weinzinses in der Landvogtei Maienfeld soll durch eine Delegation geprüft werden
- Soldforderungen des in mailändischen Diensten stehenden Regiments Albertini. Dazu wird an Prinz Eugen, an den Grosskanzler von Mailand sowie den kaiserlichen Gesandten geschrieben
Tag 10: 11./22.9. (71v-74r)
- Forts. von 063.11] zum Kapuzinerstreit im Misox: Belassung des Status Quos und Bestätigung aller diesbezüglich erfolgter Dekrete und Ordinationen. Der Bischof von Chur soll für Ruhe sorgen. Falls er nichts ausrichten kann, sollen die drei Häupter eine Delegation ins Misox verordnen [fortgesetzt in 064.04]
- Forts. von 063.11: Das von Bundspräsident Otto Schwarz gefällte Urteil im Streit zwischen Giovanni Maria Sermondi von Grosio und Notar Maffeo Pizzetti von Tirano wird bestätigt und der Podestà von Tirano angewiesen, dieses auszuführen
Beilagen (74r-88v):
- Waffen- und Jagdlizenz für Andrea Maraffio
- Abschrift des Schreibens an den Bischof von Como wegen Propst NN Crollolanza samt Prozessbeilagen [fortgesetzt in 066.02-02]
- Schreiben an den Erzpriester von Sondrio
- Schreiben an die Agenten der Gemeinde Chiavenna
- Patente für die Brüder Mengotti und die Brüder Tossi
Nachträge:
- Schreiben des französischen Gesandten J. B. Graville, der von einem neuen Kapitulat mit dem Erzherzog abrät, eingegangen am 17/28.9.1707. Man will dieses in den bundstäglichen Abschied aufnehmen
- Kreditiv des den neu eingetroffenen venezianischen Residenten Jacob Cappello, dem Bundspräsidenten am 13./24.9.1707 zugestellt
- Abschrift des bundstäglichen Abschieds/Ausschreibens vom 10./22.2.1707
- Abschrift des evangelischen Abschieds/Ausschreibens
- Nachträglich eingegangenes Schreiben des französischen Gesandten J. B. Graville