- Schweizer Alpen-Club (SAC) - Sektion Rätia (1862 - 2022)
Titel / Bezeichnung
Schweizer Alpen-Club (SAC) - Sektion Rätia
Datum
1862 - 2022
Verzeichnungsstufe
Institution
Verwaltungsgeschichte / Biografische Angaben
Am 19. April 1863 wurde der Schweizer Alpen-Club (SAC) in Olten gegründet. Aus Graubünden traten nach der Gründung Prof. G. L. Theobald, Dr. med. Ed. Killias, Dr. med. P. Lorenz, Apotheker J. Schönecker, Forstinspektor Johann Coaz und Robert von Salis dem Schweizer Alpen-Club bei. Diese Bündner Alpinisten gründeten bald darauf, am 4. Januar 1864, die erste Bündner Alpensektion "Section Rhätia" in Chur. Nebst den vorgenannten Alpinisten waren Dr. A. Rud. von Planta aus Samedan, Führer Jann Colani aus Pontresina und Musikdirektor Heinr. Sczadrowsky Teil des 9-köpfigen Gründungskomitees. Die Gruppe bestand inoffiziell bereits im Jahr 1863, weshalb teilweise dieses Jahr als Gründungsjahr der Sektion Rätia gilt [Vgl. Gross, Paul: 100 Jahre Sektion Rätia SAC 1863-1963, hrsg. Chur Sektion Rätia SAC, Chur 1963, S. 7]. Der erste Präsident war Johann Coaz. Die Sektion Rätia war 22 Jahre lang die einzige Sektion im Kanton Graubünden. Mit der Zeit gingen weitere Clubsektionen daraus hervor, so entstanden 1886 die Sektion Davos, 1890 die Sektion Prättigau, 1891 die Sektion Bernina, 1892 die Sektion Unterengadin, 1898 die Sektion Piz Terri, 1921 die Sektion Hinterrhein, 1916 die Sektion Arosa und 1927 die Sektion Bregaglia. [Vgl. Eggerling, C.: 75 Jahre "Rätia" Schweizer Alpen-Club, in: Rätia. Bündnerische Zeitschrift für Kultur, 1938, Nr. 1, S. 283-284]
Mitglied der Sektion Rätia konnten lediglich Männer ab 18 Jahren werden, den Frauen blieb die Mitgliedschaft verwehrt. Die Frauen schlossen sich deshalb im Jahr 1918 zum "Schweizer Frauen-Alpen-Club" (SFAC) zusammen. In den folgenden Jahren gründeten immer mehr Frauen eigene Sektionen. Der SFAC Sektion Chur wurde 1934 gegründet. Der SFAC Chur veranlasste Mitgliederversammlungen, bot Kurse und ein eigenes Tourenprogramm an, pflegte Kontakt mit anderen Sektionen des SFAC und besass eigene Statuten und Reglemente. Ein Zusammenschluss mit dem SAC wird über viele Jahre hinweg diskutiert. Erst im Jahr 1979 wird der Fusionsvertrag zwischen dem SAC und SFAC unterzeichnet, der 1980 in Kraft trat. Somit fusionierte der SFAC Chur und die Sektion Rätia am 7. März 1980 zu einem gemischtgeschlechtlichen Club. [Vgl. Meinherz, Paul: 125 Jahre Sektion Rätia, in: Meinherz, Paul (Hg.): Calanda. Festschrift 125 Jahre Sektion Rätia SAC, 1988, S. 166-167]
Die Gründung der Jugendorganisation (JO) der Sektion Rätia wurde aufgrund von veranstalteten Jugendwanderungen im Jahr 1928 gegründet. In der Sektion Rätia wurden entgegen der Wegleitung des Central-Comités lange keine Mädchen aufgenommen. Erst 1961 wurde die Zulassung von Mädchen in der JO Rätia beschlossen. [Vgl. Gross, Paul: 100 Jahre Sektion Rätia SAC 1863-1963, hrsg. Chur Sektion Rätia SAC, Chur 1963, S. 32-33]
Der Skiclub der Sektion Rätia SAC wurde im Jahr 1905 gegründet. Da dieser Skiclub ab dem Jahr 1908 auch Nichtmitglieder aufnahm, entstand daraus der Ski-Club Rätia. [Vgl. Eggerling, C.: Geschichte der Sektion Rätia SAC Chur zur 75-Jahr-Feier 1864-1938, 1939, S. 30-32]
Der SAC Rätia hielt mit dem Central-Comité (CC) des Gesamtclubs SAC stets eine rege Beziehung. Die Churer Sektion wurde mehrfach berufen, um das Central-Comité (CC) zu stellen. Das erste Mal hatte die Sektion Rätia 1865, das zweite Mal von 1911 bis 1913 und das dritte Mal von 1959 bis 1961 die Aufgaben des Central-Comités übernommen. Die Sektion Rätia hielt sich bis 1920 an die Statuten des Gesamtclubs. Erst 1920 erliess die Sektion Rätia die ersten Sektionsstatuten, die 1934 und 1952 revidiert wurden. Im Jahr 1953 wurde ein Bibliotheks-Reglement erlassen, das auch Bestimmungen über das Archiv enthielt. [Vgl. Eggerling, C.: Geschichte der Sektion Rätia SAC Chur zur 75-Jahr-Feier 1864-1938, 1939, S. 45]
Die Sektion Rätia befasste sich nicht ausschliesslich mit Bergtouren, der Erschliessung der Alpen mit dem Bau von Hütten und der Förderung des Bergführer- und Rettungswesens, sondern zu Beginn war die wissenschaftliche Erforschung des Bündner Alpenraums bedeutend. Darunter fielen die Tätigkeitsfelder der Landesvermessung, der Rechtschreibung von Ortsnamen und der damit verbundenen Sprachforschung, der Wiedereinbürgerung des Steinwildes in den Alpen, der Erforschung der Gletscher und der Geologie, der Erforschung der erratischen Blöcke, sowie der Heimat- und Naturschutz. Die Sektion Rätia hielt deshalb zu Beginn auch engen Kontakt zur Naturforschenden Gesellschaft. Die Ergebnisse wurden im Jahrbuch gesammelt und seit 1925 in der SAC eigenen Zeitschrift des Gesamtclubs "Die Alpen" publiziert. Im Bau von Stützpunkten, sogenannten Clubhütten in den Alpen zur touristischen Erschliessung sah der SAC Rätia eine seiner Hauptaufgaben. Folgende Hütten wurden unter dem SAC Rätia gebaut: 1865 Silvrettahütte, 1872 Hütte am Ursprung (später Zapport), 1873 Lischanahütte im Unterengadin, 1874 Unterkunft auf Alp Run im Somvixtal, Bovalhütte am Morteratschgletscher, 19. Jh. Mortelhütte (später 1926 Coazhütte) im Rosetgtal, Aelahütte am Piz d`Aela, 1883 Schamellahütte (später Schesaplana), 1887 Vereinahütte, 1891 Calandahütte, 1900 Neue Calandahütte, 1899 Segneshütte, 1910 Alp Err Unterkunft, 1913 Grossalpunterkunft über dem Kunkelspass, 1917 Neue Calandahütte infolge Zerstörung durch Lawine, 1937 Cufercalhütte, 1961 Ringelspitzhütte, 1968 Carschinahütte. Einzelne Hütten sind aufgrund von Naturgefahren oder der einfachen Bauweise abgegangen und ein Teil der Hütten wurden von anderen Sektionen übernommen. Heute ist die Sektion Rätia Besitzerin von folgenden sechs Hütten: Calandahütte, Carschinahütte, Coazhütte, Cufercalhütte, Ringelspitzhütte und Zapporthütte. [Vgl. Meinherz, Paul: 125 Jahre Sektion Rätia, in: Meinherz, Paul (Hg.): Calanda. Festschrift 125 Jahre Sektion Rätia SAC, 1988, S. 147 und Meisser, Simon: Geschichte der Sektion Rhätia S.A.C. 1864-1904. Zum vierzigjähriges Jubiläum, Chur 1904, S. 54 ff. und Gross, Paul: 100 Jahre Sektion Rätia SAC 1863-1963, hrsg. Chur Sektion Rätia SAC, Chur 1963, S. 20-28]
Nebst den Jahrbüchern war die erste Publikation der Sektion der Clubführer, das "Itinerarium SAC" für das Bündner Oberland, welches 1874 aus der Feder des Sektionspräsidenten Johann Coaz erschien. Die zweite Publikation der Sektion war die Sulzfluhbroschüre. Darauf folgte das Calandapanorama von 1897/98 von Prof. H. Jenny gezeichnet. 1952 wurde die erste Nummer der Club-Nachrichten der Sektion Rätia herausgegeben und erschien danach periodisch jedes Jahr. [Vgl. Gross, Paul: 100 Jahre Sektion Rätia SAC 1863-1963, hrsg. Chur Sektion Rätia SAC, Chur 1963, S. 9-16]
Anzahl / Umfang
5.50 Laufmeter
Form und Inhalt
Der Bestand umfasst einen Zugang:
- N30 Schweizer Alpen-Club (SAC) - Sektion Rätia: Sektionsarchiv 1862-2022 enthaltend unter anderem Gründungsdokumente, Jahresberichte, Finanzunterlagen, Protokolle, Mitgliederverzeichnisse, Präsidialakten, Unterlagen der Jugendorganisation JO und des SFAC Frauen Alpen-Club Sektion Chur, sowie Hüttenbücher.
Standort
Staatsarchiv Graubünden
Provenienz
Schweizerischer Alpen-Club SAC - Sektion Rätia
Quelle
Archivdatenbank des Staatsarchiv Graubünden: https://staatsarchiv-findsystem.gr.ch/home/#/content/93d1caf49e7046b38bf2a33401d6fcf0
Benutzbarkeit
TeilweiseGesuchspflichtig
Zugangsbestimmungen
Im Bestand vergebene Schutzfristen: 30 Jahre (Ordentliche Schutzfrist), 80 Jahre (Besonders schützenswerte Personendaten gem. Vertrag)
Schutzfrist
999 Jahre (Verschiedene Schutzfristen)
Schutzfrist Ende
02.01.2057
Nutzungsrechte
Gemeinfrei