Beschreibung
Der Schaft des Äbtissinnenstabes mit Knauf besteht aus Messing und lässt sich aus drei Stücken zusammenschrauben.
Die Krümme aus messingüberzogenem Kupfer ist mit aufgesteckten roten und grünen Glasperlen verziert, die heute zum Teil fehlen. Die Krümme steht in spätbarocker Formtradition, der Knauf mit der gravierten Girlande deutet auf die Empirezeit. In der Krümme befinden sich die Darstellungen des hl. Benedikt auf der einen und seiner Schwester, der hl. Scholastika, auf der anderen Seite. Der hl. Benedikt ist mit der Mitra und dem Becher mit der Schlange gekennzeichnet, die hl. Scholastika trägt ein aufgeschlagenes Buch und einen ähnlichen Äbtissinnenstab.
Ein Äbtissinnenstab ist im Kloster St. Johann Müstair erstmal für 1625 belegt. Bei dem Äbtissinenstab handelt es sich um die Insignie der letzten Äbtissin von Müstair, Augustina Wolf (1767-1810). Als Äbtissin (1806-1810) setzt sich Agustina Wolf stark für den Besitz des Klosters ein. 1802/3 wurden die Güter des Klosters in Tirol von Österreich beschlagnahmt. Bis zu ihrem Tod bemüht sich die Äbtissin eine Rückgabe der verstaatlichten Güter zu erwirken. Dabei drohte auch von Seiten des Kantons Graubünden eine Verstaatlichung. 1807 beauftragte der Kleine Rat den Kastvogt Scipio von Juvalt mit der Untersuchung von Besitzverhältnissen und der Veräusserung von Gütern und Zinsen. Das eigentliche Ziel des Kantons, das Klosters aufzuheben und den Besitz an sich zu ziehen, konnte verhindert werden. Allerdings wurde das Kloster in der Folge von einer Abtei zu einem Priorat zurückgestuft. Der Administrator/Spiritual wurde nun vom Bischof von Chur bestimmt und nicht mehr wie vorher von der Äbtissin und dem Konvent gewählt. Auch nahm der Kleine Rat neu Einfluss auf die Zulassung oder Ablehung von Kandidatinnen.