Bauwerke
Reformierte Begräbniskirche St. Maria, Pontresina
Titel / Bezeichnung
Reformierte Begräbniskirche St. Maria, Pontresina
Datum
15. Jh.
Epoche
Mittelalter (700-1500 n. Chr.)
Institution
Beschreibung
Die Begräbniskirche befindet sich auf dem Friedhofs über dem Dorf. Erstmals erwähnt wird sie erst 1450, Renovationen erfolgten in den Jahren 1909, 1913 und 1962-76. Es handelt sich um einen nachromanischen Bau des 15. Jahrhunderts mit flachgedecktem, fast quadratischem Saal und gewölbter Halbrundapsis. In der Südwestecke steht ein romanischer Turm von Ende des 12. Jahrhunderts mit Blendbogennischen und gekuppelten Rundbogenfenstern. Das oberste Geschoss samt plattengedecktem Zeltdach wurde im 19. Jahrhundert umgestaltet. Der Turm gehörte zu einer Vorgängerkirche, von der sich die West- und Nordwand sowie ein Mauerstück der Südwand, das im Inneren immer noch sichtbar ist, erhalten haben. Die nachromanische Vergrösserung erfolgte also nach Süden und Osten. Die Fensterdisposition im Schiff stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Über dem Südportal hat sich ein Wandgemälde von 1495 erhalten. Es zeigt die thronende Muttergottes, begleitet vom heiligen Petrus und einem heiligen Bischof, darüber der heilige Georg, den Drachen tötend. Die Leisten der spätgotischen Holzdecke sind mit geometrischen Mustern bemalt, auf der runden Mittelplatte sind der Steinbock des Gotteshausbundes und das Datum 1497 zu sehen. An allen Wänden sind ikonografisch und stilistisch bedeutsame Malereien aus zwei Epoche zu sehen:
Die erste ist eine stark byzantinisch geprägte spätromanische Schicht um 1230 der «Marienberger Schule» an der zum Altbau gehörenden Westwand. Unter einem Mäanderfries mit Tierdarstellungen sind eine Epiphanie, die Taufe Christi, die Fusswaschung und das Abendmahl in weitgespannten Arkaden zu sehen. Die Malereien sind fragmentarisch, aber von hervorragender Qualität.
Die zweiten Malereien stammen von 1495, das Datum ist rechts neben dem Chorbogen zu sehen. Sie umziehen den ganzen Innenraum und stammen von der gleichen oberitalienischen Werkstatt wie die Fresken in S. Gian in Celerina. In der Apsis sind über einer gemalten Draperie die zwölf Apostel, ein Schmerzensmann, die Majestas Domini mit den vier Evangelistensymbolen und den vier abendländischen Kirchenvätern zu sehen, in der Chorbogenleibung zwölf Prophetenbüsten unter einem Rundbogen. An der Chorbogenwand eine Verkündigung und Maria Magdalena, darunter, als ehemaliges Altargemälde je ein Muttergottesbild, rechts begleitet von einem Gnadenstuhl, links vom heiligen Sebastian und dem Erzengel Michael. Die Seitenaltäre waren ursprünglich von gemauerten Baldachinen überwölbt.
Entlang der Schiffswände zogen sich ursprünglich 36 Szenen aus dem Leben Christi, das unterste Register der Nordwand ist leider zerstört. Die Register sind teils unterteilt durch gemalte Pfeiler, an der Südwand ist das Jüngstes Gericht, in den unteren Zonen der Westwand ein ursprünglich 18 Bilder umfassender, ungewöhnlich ausführlicher Zyklus der Magdalenenlegende auf zwei Streifen verteilt. Teile davon wurden abgelöst und an die Nordwand übertragen. Die oktogonale intarsierte Platte des Abendmahlstisches stammt aus dem dritten Viertel des 17. Jahrhunderts und wurde wohl von Anton Zanett geschaffen. Im Boden der Apsis befinden sich Grabtafeln, meist aus dem 18. Jahrhundert. Die Orgel ist von 1993.
Schlagworte
Art
Normdaten
https://explore.gnd.network/gnd/4600369-1
Parzellennummer
1852
Gebäudeversicherungsnummer
169