Bauwerke
Ehemalige Pfarrkirche St. Paul, Rhäzüns
Titel / Bezeichnung
Ehemalige Pfarrkirche St. Paul, Rhäzüns
Alternativer Titel
Kirche Sogn Paul
Datum
12. Jh. bis 13. Jh.
Epoche
Mittelalter (700-1500 n. Chr.)
Institution
Beschreibung
Die ehemalige Pfarrkirche St. Paul liegt steht in erhöhter Lage am westlichen Dorfrand. Die heutige Kirche, ein Saalbau mit gerade geschlossenem Chor, ist durch etappenweise Vergrösserung entstanden, sie enthält Wandmalereien vom 13. - 17. Jahrhundert. Vor 1423 wurde sie durch die räumliche Verschmelzung einer romanischen Saalkirche mit tonnengewölbtem Rechteckchor aus dem 12./13. Jahrhundert mit der vor 1330/40 seitlich angebauten mutmasslichen Begräbniskapelle der Herren von Rhäzüns zu einer Zweichoranlage umgestalte. Die Giebelplatten der romanischen Kirche sind aussen noch sichtbar. Gleichzeitig fand eine Verlängerung des Schiffes statt. Zur heutigen Anlage wurde die Kirche um 1500 erweitert, durch eine erneute Verlängerung des Schiffs, die Aufhebung der Trennwand im Chor, den Abbruch der beiden Chorgewölbe und den Einbau eines gedrückten spitzbogigen Chorbogens. Das ursprüngliche Bodenniveau der Südkapelle wurde damals um 1,50 m auf das heutige Niveau angehoben. Im Norden steht ein Turm von vor 1330/40, vermutlich auf den Fundamenten eines älteren Turms, dieser wurde in der ersten Hälfte des 15. Jahrhundert, spätestens aber um 1500 erhöht, in seinen gekuppelten Fenstern stehen Säulchen mit Würfelkapitellen. Das Obergeschoss ist gezimmert und trägt einen achtseitiger Spitzhelm. Das Beinhaus an der Westfront ist wohl nachmittelalterlich und wurde mit der offenen Vorhalle kombiniert. Die Sakristei stammt von 1683. Die Kirche wurde 1988-92 restauriert, vorgängig fand eine baugeschichtliche Teiluntersuchung statt.
An der Aussenwand des Chors hat sich ein Bild des heiligen Christophorus um 1330/40 vom Waltensburger Meister erhalten. Im Schiff und dem leicht abgewinkelten Rechteckchor ist die flache bemalte Holzleistendecke des 17. Jahrhunderts zu bewundern.
Bei der baugeschichtlichen Untersuchung konnten Wandmalereien in sieben Schichten nachgewiesen werden:
1. Im Sockelbereich der Stirnwand der ehemaligen Nordkapelle eine Vorhangdraperie, die wohl von Ende 13. Jahrhundert stammt
2. Im bodennahen Bereich an der Südwand des ehemaligen Südchors konnten Reste lebensgrosser Heiligenfiguren um 1330/40 vom Waltensburger Meister gefunden werden: eine heilige Anna mit Maria, ein heiliger Bischof und eine Schutzmantelmadonna. Von der gleicher Hand stammen eine gewandete Figur und Nikolaus als Retter der in Not geratenen Seeleute an der Ostwand des ehemaligen Südchors.
3. Im oberen Bereich der Südwand im ehemaligen Südchor wurden sechs Ritter mit Rhäzünser Wappen und Reste eines Auferstehungschristus mit Maria und Johannes gefunden, sie stammen aus dem letzten Viertel des 14. Jahrhundert.
4. An der überwölbten Ostwand des ehemaligen Nordchors fanden sich ein heiliger Sebastian und die Bekehrung des Saulus, datiert 1432. Von der gleichen Hand Hand stammen wohl die Reste dreier gewandeter Figuren an der Nordwand.
5. Im Schildbogen des ehemaligen Südchors kamen die heilige Agnes, Petrus, Paulus und Barbara aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundert zum Vorschein, aus derselben Zeit stammt der teilweise freigelegte heilige Georg an der Nordwand des Schiffs hinter der Kanzel.
6. An derselben Wand fanden sich manieristische Darstellungen aus der Jugend und Passion Christi von Ende 16. Jahrhundert.
7. An der Ost- und Nordwand des Chors, an der Süd- und Westwand des Schiffs sowie an der Decke und am Chorbogen sind figürliche, heraldische und ornamentale Darstellungen von 1646/47 zu sehen.
Der Choraltar stammt aus der Mitte des 17. Jahrhundert und enthält eine spätgotische Paulusfigur von Anfang 16. Jahrhundert sowie Papiermaché- Kopien der Reliefs vom spätgotischen Altar der Kirche St. Georg in Rhäzüns. Die Seitenaltäre stammen aus dem 17. Jahrhundert, der Rechte aus Stuck trägt das Datum 1671. Unter dem Chorbogen steht eine Kreuzigungsgruppe mit spätgotischem Kruzifix und heiligem Johannes und Maria in Silhouettenform aus dem 17./18. Jahrhundert. Im Chor sind zudem acht ausgetretene Bodenepitaphien aus dem 16.-18. Jahrhundert zu sehen und erinnern an die früheren Verwalter und Pfarrherren. Die achteckige Kanzel stammt laut Inschrift von 1625 und wurde von Anton Gion und Melchior Harrt gebaut, gestiftet wurde sie vom damaligen Pfarrer Otto von Castelmur. Die Empore aus der Mitte des 18. Jahrhundert stammt aus der neuen Pfarrkirche Nossdunna.
Schlagworte
Art
Adresse
Rhäzüns
Parzellennummer
425
Gebäudeversicherungsnummer
425
Nachweis / Literatur
Kunstführer durch die Schweiz, Hg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Band 2, Bern 2005.
Die Kirchen in Rhäzüns. Nossadunna - Sogn Paul - Sogn Gieri, Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 755, Bern 2004