Beschreibung
Der Disentiser Hof verdankt seinen Namen dem Sitz der Bundesversammlungen und der Wohnung des Abtes von Disentis. Das Haus wurde über den Fundamenten eines mittelalterlichen, im Jahr 1588 umgebauten Gebäudes unter Abt Adalbert II de Medel 1674 -79 weitgehend neu erbaut. Der ausführende Baumeister war Pedrut de Rungs. Die Liegenschaft gehörte bis 1859 dem Kloster Disentis, dann ging es in Privatbesitz über. Seit 1934 ist darin ein Heimatmuseum untergebracht. Das Haus wurde 1934 renoviert und 1989-92 restauriert und umgebaut. Es handelt sich um einen dreistöckigen kubischen Giebelbau mit einem Dachreiter unter einerZwiebelhaube. Auf der Westseite befindet sich ein turmartiger Latrinenanbau unter einem geschweiftem Dach. Einige Architekturteile, unter anderem die Türgerichte von 1588, wurden vom Vorgängerbau übernommen. Die kreuzförmige Korridoranlage erschliesst unter anderem im ersten Stock Täferstuben von 1697.
Im zweiten Stock befindet sich die sogenannte Abtstube mit einem reichen Täfer, das 1682 vom Disentiser Bruder Peter Solèr gefertigt wurde. In der Kassettendecke ist das Wappen des Abtes Adalbert de Medell zu sehen, der Specksteinofen trägt das Wappen des Abtes Columban Sozzi (1764-85).
Der Gerichtssaal des Grauen Bundes zeigt die gemalten Wappen der Landrichter seit 1424, das Deckengemälde wurde um 1700 von Fridolin Eggert geschaffen. Im Mittelfeld ist die Gründung des Oberen Bundes im Jahr 1424 zu sehen, in den Eckmedaillons Allegorien der Weisheit, Mässigkeit, Stärke und Gerechtigkeit, ferner die Wappen der Drei Bünde, des Abtes Adalbert de Medell (1655-96) und Adalbert Defuns (1696-1716) sowie der Gründer des Bundes, darum herum ein Schwarm von Putti. Im Südgiebel des Dachgeschosses befindet sich die Apolloniakapelle, an deren Kreuzgewölbe ein Deckengemälde mit Heiligen von Johann Jakob Rieg zu sehen ist. Der Altar von 1683 stammt von Solèr und enthält zwei spätgotische Figuren. Im Dachraum haben sich die einfachen, in Fachwerk errichteten Kammern für die Ratsboten der Bundesversammlung erhalten.