Bauwerke
Kirche St. Peter Mistail, Alvaschein
Titel / Bezeichnung
Kirche St. Peter Mistail, Alvaschein
Alternativer Titel
Chiesa di S. Pietro Mistail; Church of St. Peter Mistail
Datum
650 bis 800
Epoche
Mittelalter (700-1500 n. Chr.)
Institution
Beschreibung
Die karolingische Kirche steht in einsamer Lage über der Albulaschlucht und wurde um 800 oder wenig früher auf den Grundmauern eines älteren Sakralbaus erbaut. Sie ist die älteste und besterhaltene Anlage vom Typus des rätischen Dreiapsidensaales.
Die Kirche gehörte wohl zum Frauenkloster Wapitinis, dass 926 erstmals erwähnt wird. Es wurde 1154 aufgelöst. Bei Grabungen 1968-69 und 1983-84 konnten mehrere Vorgängerbauten nördlich und südlich der jetzigen Anlage nachgewiesen werden, darüber hinaus nördlich ein Konventgebäude und südlich ein Memorialbau, der heute unter einem Schutzbau konserviert ist. Der Turm und die Sakristei stammen von vor der Neuweihe 1397, das Beinhaus ist aus unbekannter Zeit. 1968-79 wurde die Kirche restauriert und in ihre ursprüngliche Form zurückgeführt.
Der breite Saal hat drei hufeisenförmigen Apsiden, von denen die mittlere etwas breiter ist; eine vierte Apside eines Nordannexes konnte in den Grundmauern 1943 nachgewiesen werden. Am Ostgiebel des Schiffs, über den Schieferdächern der Apsiden, sind Reste des karolingischen Glockenjochs zu erkennen. Unter den Apsiskalotten liegt je ein, in der Süd- und Westwand je zwei, hochliegende Rundbogenfensterchen. Der rundbogiger Westeingang neben dem ungegliederten Turm ist barock und ersetzt den ursprünglichen, karolingischen, in der Nordwand befindet sich eine rundbogige Tür. Die flache barocke Leistendecke ist datiert 1640 und wurde mittels eines geschnitzten Ankers am Dachstuhl aufgehängt. In den Apsiden drei stehen gemauerte karolingische Blockaltäre.
In der Kirche finden sich bedeutende Wandmalereien in vier Schichten:
1. Von der karolingischen, mit den Fresken von Müstair verwandten Ausmalung sind nur noch spärliche Reste an den Schiffswänden und in der Südapsis erhalten.
2. Gotische Fresken von oberitalienischem Charakter um 1400/10 vom so genannten Mistailer Meister, eines der wenigen erhaltenen Beispiele des «weichen Stils» in der Schweiz: in der Mittelapside ist Christus Pantokrator zu sehen, umgeben von vier Engeln mit Lesepulten (= Evangelisten) und den Evangelistensymbolen; darunter im ersten Streifen die Apostel, im zweiten der heilige Georg mit dem Drachen, ein Ritterheiliger (wohl Georg als junger Ritter) und Epiphanie; an der Nordwand befindet sich ein ausserordentlich grosses Christophorusbild.
3. Archaisch anmutende Malereien eines vermutlich einheimischen Meisters, wohl um 1397 an der Nordwand: heiliger Gallus, Kirchweihe durch Petrus und so genannten Feiertagschristus.
4. Fragmente der barocken Ausmalung 17. Jahrhundert an den Stirnwänden der Mittelapsis.
Schlagworte
Art
Adresse
Mistail