Geografische Orte
Flims
Deutung
Besprechung:
Die bündnerromanische Form Flem wird traditionell als das regelmässige Resultat der lautlichen Entwicklung von lateinisch flūmĕn «Fluss» betrachtet (RN II, 693). Der Name des am Dorf vorbeifliessenden Wildbachs, der heute noch Flem heisst, soll auf die Ortschaft übertragen worden sein. Wie Huber (1986a: 49s) nachweist, ist diese Erklärung aus Gründen der historischen Lautentwicklung unhaltbar. Flims/Flem ist bereits im 8. und 9. Jahrhundert als Flemme/Fleme belegt. Die Palatalisierung von lateinischem -ū- zu -ü- findet sich in den Belegen aus Rheinisch-Bünden jedoch nicht vor 1300, auch wenn sie möglicherweise schon etwas früher bestanden hat. Die anschliessende Entwicklung von -ü- zu -i- (Entrundung) ist in der Surselva erst seit dem ersten Viertel des 15. Jahrhunderts nachweisbar. Flemme/Fleme kann somit nicht auf flūmĕn zurückgehen. Hingegen entspricht der Name genau demjenigen des norditalienischen Val di Fiemme (deutsch Fleimsertal) in den Dolomiten, der ebenfalls nicht auf lateinisch flūmĕn beruhten kann. Huber vermutet deshalb, der Name Flims/Flem könnte auf eine vorlateinische indoeuropäische Sprache (Venetisch?) zurückgehen, in welcher eine dem lateinischen flūmĕn ähnlich lautende Bezeichnung für «Fluss» existierte. Wie in zahlreichen anderen Ortsnamenpaaren in Graubünden, in der Ostschweiz und an der deutsch-französischen Sprachgrenze enthält die deutsche Namenform ein Schluss-s, welches in den romanischen Formen geschwunden ist (oder im Deutschen analogisch angefügt wurde; cf. → Klosters GR). ksArt
Höhe (Meter über Meer)
1858
Fläche
50505 km²
Flächenkoordinaten
740123 , 191668
Gemeinde
Flims
Region
Imboden
Kanton
Graubünden
Bemerkungen
1 Kopie des 16. Jahrhunderts. Bündnerromanischen Namenform: Flem [ˈflem].
Quelle
https://search.ortsnamen.ch/de/record/802003732/
Historische Nachweise
- 765: Item in Flemme roncale ex integro (BUB I, 16)
- 765: colonia, quam tenet Laveso in Fleme (BUB I, 20)
- 801-501: in Fleme mansum .I. (BUB I, 383)
- 801-501: Curtis Flemes (BUB I, 386)
- 841: in Fleme similiter mansum unum (BUB I, 54)
- 1208: Flimis curtem unam (BUB II, 31)
- 1261: in Flims et Emds sitis (BUB II, 388)
- 1263: item de decima Flimis I solidum (BUB II, 395)
- 1290-98: Flimes (RN II, 693)
- 1325: Flem (RN II, 693)
Nachweis / Literatur
- Planta, Robert von / Schorta, Andrea: Rätisches Namenbuch. Bd. 1: Materialien. Bd. 2: Etymologien. Bd. 3, Teile I + II: Die Personennamen Graubündens bearbeitet und herausgegeben von Konrad Huber. Bern, Francke, 1985-1986. - https://www.ortsnamen.ch/de/regionale-projekte/kanton-graubuenden
- Bundesamt für Landestopografie (swisstopo): swissBOUNDARIES3D - https://www.swisstopo.admin.ch/de/landschaftsmodell-swissboundaries3d
- Kristol, Andres (u.a.): Dictionnaire toponymique des communes suisses DTS. Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen LSG. Dizionario toponomastico dei comuni svizzeri DTS. Frauenfeld 2005.
- Material aus dem Sprachatlas der deutschen Schweiz (SDS) - http://www.sprachatlas.ch
- Meyer-Marthaler, Elisabeth/Perret, Franz (1955), Bündner Urkundenbuch. I: 390-1199. Chur: Bischofberger
- Meyer-Marthaler, Elisabeth/Perret, Franz (1973), Bündner Urkundenbuch. II: 1200-1275. Chur: Bischofberger
- Schorta, Andrea (1964), Rätisches Namenbuch. II: Etymologien. Bern: Francke