Geografische Orte
Calfreisen
Name
Calfreisen
Fremdbezeichnung
- kᵃvrǣi᪷ſsᵃ (Maladers)
- ka᪷lvrǣi᪷sᵃ (Tschiertschen)
- ka᪷lvré᪸i᪷ſsᵃ (St. Peter)
- kᵃvrǣi᪷ſsᵃᵉ (Langwies)
Institution
Deutung
Bisherige Deutungen:
Die Deutung des Namens Calfreisen ist umstritten; er wird von Stricker (1986b: 58) ohne konkrete Argumentation als Name «ganz unsicherer Herkunft und zweifellos vorrömisch (offenbar auch vorkeltisch)» bezeichnet. Das RN II, 370 und 641 bietet hingegen einen doppelten Erklärungsansatz. (1) Für die ursprünglich belegten Formen vom Typ 1156 Cauraisene, 1167 Cauaraizene wird ein Zusammenhang mit lateinisch vŏrāgĭne «Abgrund» in Betracht gezogen. Es würde sich um eine căsa (> ca) (de) vŏrāgĭne «Tobelhaus, Haus am Abgrund» handeln. Die Lautentwicklung der lateinischen Endung -gĭne zu [zən] ist im Bündnerromanischen des Albulatals belegt. (2) Seit dem 14. Jahrhundert (1375 Cafraissen) liegen Formen vor, die einer regelmässigen bündnerromanischen Bildung ca(sa) + fraissen (< lateinisch fraxĭnu «Esche»), d.h. «Haus beim Eschenwald» entsprechen. Besprechung:
Strickers Bedenken gegen den doppelten Deutungsvorschlag von RN II, 370 und 641 sind vermutlich unbegründet. Der Ansatz ca(sa de) vŏrāgĭne «Tobelhaus, Haus am Abgrund» ist zur Erklärung der älteren Formen phonetisch und aufgrund der geographischen Lage der Gemeinde hoch über der Plessur sachlich durchaus befriedigend. Auch die Erklärung der jüngeren Formen als ca(sa) + fraissen «Haus beim Eschenwald» ist durch die lokalen Gegebenheiten gut motiviert; die Gemeinde liegt am Rand eines langgezogenen Eschenwalds, der bis in den Talgrund reicht. Die doppelte Erklärung der älteren und jüngeren Formen weist deutlich auf eine volksetymologische Umdeutung des Namens hin: da vŏrāgĭne «Abgund» im Bündnerromanischen nicht weiterlebt (cf. hingegen → Aurigeno TI) und offenbar nicht mehr verstanden wurde, scheint eine Neumotivierung des Namens durch Anlehnung an fraissen «Esche» erfolgt zu sein.Die historischen Formen und die dialektale Aussprache [kɐˈfrajsːə] zeigen, dass das -l- von Calfreisen, welches erstmals 1473 belegt ist, auf einer rein orthographischen Tradition beruht.
Deutung:
Calfreisen (< bündnerromanisch ca(sa) + fraissen «Haus beim Eschenwald») ist wahrscheinlich die volksetymologische Umdeutung einer älteren Form (lateinisch ca(sa de) vŏrāgĭne «Tobelhaus, Haus am Abgrund»), die nicht mehr verstanden wurde. hy/ks Art
Höhe (Meter über Meer)
1567
Fläche
5129 km²
Flächenkoordinaten
764841 , 191225
Gemeinde
Arosa
Region
Plessur
Kanton
Graubünden
Bemerkungen
1 Die Form Rauaraiscene ist wahrscheinlich eine Verschreibung für Kauaraiscene (BUB II, 174). – 2 Die Abschrift dieser Urkunde (Ende 13. Jahrhundert) schreibt den Namen Caveraisces (BUB II, 377). – 3 Die wahrscheinlich gleichzeitige Abschrift dieser Urkunde schreibt den Namen Caueraisces (BUB III, 170).
Quelle
https://search.ortsnamen.ch/de/record/802003922/
Historische Nachweise
- 1156: terram de Cauraisene (BUB I, 248)
- 1167: Cauaraizene (RN II, 641)
- 1201-1300: Mazzina de Kaveraissen (RN II, 641)
- 1231: Ottho de Rauaraiscene1 (BUB II, 174)
- 1259: domino R. de Cafraiscens2 (BUB II, 377)
- 1270: Wilhelmo de Cravaiscens (BUB II, 421)
- 1286: Vvilhelmo de Cafraiscens3 (BUB III, 170)
- 1301-1400: Gafrayssen (RN II, 641)
- 1301-1400: in Gavaraissen (RN II, 641)
- 1312: Kafrais (RN II, 641)
- 1367: Gauarayssen (RN II, 641)
- 1375: Cafraissen (RN II, 641)
- 1386: Cauaraissen (RN II, 641)
- 1397: Caueraissen, Cauaraissen (RN II, 641)
- 1397: Caueraissen, Cauaraissen (RN II, 641)
- 1473: Calfreÿssen (RN II, 641)
- 1572: Chiawreis (RN II, 641)
Nachweis / Literatur
- Planta, Robert von / Schorta, Andrea: Rätisches Namenbuch. Bd. 1: Materialien. Bd. 2: Etymologien. Bd. 3, Teile I + II: Die Personennamen Graubündens bearbeitet und herausgegeben von Konrad Huber. Bern, Francke, 1985-1986. - https://www.ortsnamen.ch/de/regionale-projekte/kanton-graubuenden
- Kristol, Andres (u.a.): Dictionnaire toponymique des communes suisses DTS. Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen LSG. Dizionario toponomastico dei comuni svizzeri DTS. Frauenfeld 2005.
- Material aus dem Sprachatlas der deutschen Schweiz (SDS) - http://www.sprachatlas.ch
- Meyer-Marthaler, Elisabeth/Perret, Franz (1955), Bündner Urkundenbuch. I: 390-1199. Chur: Bischofberger
- Schorta, Andrea (1964), Rätisches Namenbuch. II: Etymologien. Bern: Francke
- Meyer-Marthaler, Elisabeth/Perret, Franz (1973), Bündner Urkundenbuch. II: 1200-1275. Chur: Bischofberger
- Clavadetscher, Otto Paul/Deplazes, Lothar (1997), Bündner Urkundenbuch. Vol. III. (neu): 1273-1303. Chur: Bischofberger