Geografische Orte
Zizers
Deutung
Bisherige Deutungen:
Die historischen Formen wie Zizuris, Zizure, später Zizivrs, Zizuͥrs etc. sowie das bündnerromanische Zir weisen darauf hin, dass der Name ursprünglich, vor dem deutschen Akzentrückzug auf die erste Silbe, auf der zweiten Silbe betont war und wohl [tsiˈtsyːr] ausgesprochen wurde (RN II, 904). Planta deutet diese Form – unter Vorbehalt – als Bildung aus dem lateinischen Gentilnamen Titius und dem keltischen Ortsnamensuffix -durum; in *Titio-dūrum wäre das anlautende t- an das inlautende -ts- (< [tj]) angeglichen worden. Diese Erklärung wird auch von Zinsli (21975: 22) übernommen. Hubschmied (1953a: 53) will Zizers auf einen etruskischen Familiennamen θeθure/Tsetsūriōs zurückführen. Besprechung:
Keine der bisherigen Erklärungen kann überzeugen. Ortsnamen, welche auf das keltische *dŭrōn «Tür, Tor; eingefriedeter Marktplatz» zurückgehen (cf. → Winterthur ZH, Solothurn SO, Champtauroz VD, Martigny/Octodurum VS), enthalten regelmässig als erstes Element ein keltisches Gattungswort oder eventuell einen keltischen Personennamen. Hybride Bildungen mit einem lateinischen Personennamen sind uns keine bekannt. Alle mit -durum gebildeten Ortsnamen, welche in galloromanischer Lautung erhalten sind (→ Soleure [Solothurn], Champtauroz, älter auch als Chanteurre belegt, sowie Mandeure [< keltisch *Epimanduodurum, Departement Doubs, Frankreich] etc.) zeigen klar, dass das keltische -dŭrōn in zusammengesetzten Formen ein unbetontes -ŭ- enthielt, welches sich weder im Galloromanischen noch im Bündnerromanischen zu -ü- entwickelt. Zizers kann deshalb nicht auf eine -durum-Bildung zurückgeführt werden. Hubschmieds etruskische Hypothese ist völlig spekulativ und lautlich nicht befriedigend. Ein intervokalisches lateinisches (oder vorlateinisches) -ts-, welches durch das Romanische vermittelt wurde, wird sonorisiert und kann nicht als -ts- erhalten bleiben. Beim gegenwärtigen Forschungsstand bleiben Herkunft und Bedeutung des Namens Zizers ungeklärt. Auf die abstruse «semitische» Deutung des Namens bei Brunner (1987: 54), welche der historischen Lautentwicklung keine Rechnung trägt, wird hier nicht eingegangen (cf. dazu Schorta 1988b: 247s). ksArt
Höhe (Meter über Meer)
1143
Fläche
11014 km²
Flächenkoordinaten
761201 , 201353
Gemeinde
Zizers
Region
Landquart
Kanton
Graubünden
Bemerkungen
1 Kopie 1456-62. – 2 Kopie von 1464. – 3 Kopie von 1453. Bündnerromanische Namenformen: Zir, Zezra, Zezras.
Quelle
https://search.ortsnamen.ch/de/record/802003947/
Historische Nachweise
- 824-311: curtem Zizuris (BUB I, 44)
- 849: curtem Zizuris (BUB I, 58)
- 955: in loco Zizuris (BUB I, 93)
- 1045: decimationem in Zizures (BUB I, 149)
- 1149 [Kop.]: Goͮtane de Zezure … Dominicus de Zezvre (BUB I, 231)
- 1149 [Kop.]: Goͮtane de Zezure … Dominicus de Zezvre (BUB I, 231)
- 12002: Hainricus diaconus de Zizurs (BUB II, 2)
- 1220: Hainricus de Zizivrs (BUB II, 120)
- 1222: predium in Cizzurs (BUB II, 129)
- 1257: U. de Zizurs (BUB II, 356)
- 12662: Burchardo filio ministri de Zizuͥrs (BUB III, 56)
- 12703: C. de Zuͤzers (BUB II, 421)
- 1280: in territorio de Cizurs (BUB III, 66)
- 1290-98: Züzirs (RN II, 904)
- 1292: feodum … apud Zitzurz (BUB III, 284)
- 1358: Tzuͤtzers (RN II, 904)
- 1360: Zizers (RN II, 904)
- 1369: Zitzürs, Zützürs (RN II, 904)
- 1369: Zitzürs, Zützürs (RN II, 904)
- 1384: in villa Zützirs (RN II, 904)
- 1387: Zizers (RN II, 904)
Nachweis / Literatur
- Planta, Robert von / Schorta, Andrea: Rätisches Namenbuch. Bd. 1: Materialien. Bd. 2: Etymologien. Bd. 3, Teile I + II: Die Personennamen Graubündens bearbeitet und herausgegeben von Konrad Huber. Bern, Francke, 1985-1986. - https://www.ortsnamen.ch/de/regionale-projekte/kanton-graubuenden
- Bundesamt für Landestopografie (swisstopo): swissBOUNDARIES3D - https://www.swisstopo.admin.ch/de/landschaftsmodell-swissboundaries3d
- Kristol, Andres (u.a.): Dictionnaire toponymique des communes suisses DTS. Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen LSG. Dizionario toponomastico dei comuni svizzeri DTS. Frauenfeld 2005.
- Material aus dem Sprachatlas der deutschen Schweiz (SDS) - http://www.sprachatlas.ch
- Meyer-Marthaler, Elisabeth/Perret, Franz (1955), Bündner Urkundenbuch. I: 390-1199. Chur: Bischofberger
- Meyer-Marthaler, Elisabeth/Perret, Franz (1973), Bündner Urkundenbuch. II: 1200-1275. Chur: Bischofberger
- Clavadetscher, Otto Paul/Deplazes, Lothar (1997), Bündner Urkundenbuch. Vol. III. (neu): 1273-1303. Chur: Bischofberger
- Schorta, Andrea (1964), Rätisches Namenbuch. II: Etymologien. Bern: Francke