Beschreibung
Auf einem kleinen Felsplateau über der Albulaschlucht zwischen Alvaschein und Tiefencastel befindet sich die Kirche St. Peter Mistail, dessen Namen sich vom lateinischen Wort für Kloster – monasterium – ableitet. Im nördlichen Annex der Kirche wurden 1943 von der Universität Basel die ersten Ausgrabungen durchgeführt. Eine baugeschichtliche Untersuchung sowie archäologische Ausgrabungen im Inneren und im Umfeld der Kirche fanden im Zuge der Restaurierung 1967 bis 1969 und 1983 bis 1984 statt. Bei einem privaten Gartenbauprojekt entdeckte man 1990 westlich der Kirche zudem einen Sodbrunnen, der vom Archäologischen Dienst Graubünden dokumentiert wurde. Die ehemalige Klosterkirche, die sogenannte Nordkirche, ist, anders als die übrigen Klosterbauten, hervorragend erhalten. Das nach Nordosten ausgerichtete einschiffige Langhaus mit drei im Grundriss hufeisenförmigen Apsiden wurde in karolingischer Zeit, wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts, als Klosterkirche des bischöflichen Eigenklosters errichtet. Das Kirchenschiff besitzt ein Satteldach, die Apsiden ein Schieferdach. Der nördliche Annex entstand wohl kurz nach dem Bau der Klosterkirche. An der Südseite der Kirche wurde 1397 die Sakristei und an der Westseite der Turm mit Zeltdach errichtet. Neben der Sakristei wurde zu unbekannter Zeit das Beinhaus angebaut. Im Westen der Kirche wurde nachträglich ein ungefähr quadratisches Atrium angebaut. Sowohl das Atrium als auch der Nordannex sind zu späterer Zeit abgegangen. Das Kircheninnere weist bedeutende Wandmalereien aus karolingischer, gotischer und barocker Zeit auf. In den drei Apsiden steht je ein gemauerter, karolingischer Blockaltar. Am Ostgiebel des Schiffes sind noch Reste des karolingischen Glockenjochs zu erkennen.
Unter der Klosterkirche konnten Nachweise älterer Bauten sowie eines Bestattungsplatzes erbracht werden. Ob es sich bei den älteren Bauten um eine Vorgängerkirche handelt, muss offenbleiben.
Zur frühmittelalterlichen Klosteranlage gehörte ein zweiter Sakralbau, die sogenannte Südkirche, die südwestlich der Nordkirche stand. Deren erster Bau ist älter als die karolingische Nordkirche. Eventuell handelt es sich dabei um eine vorklösterliche Gründung. Der Rechtecksaal mit abgetrenntem Chor wurde durch einen grösseren Saal mit Binnenapsis, Nonnenchor und Atrium ersetzt. Bei einem neuerlichen Umbau wurde die Binnenapsis niedergelegt. Südlich der Südkirche bestand zudem ein kleiner, tonnengewölbter Grab- bzw. Memorialbau, über dessen ganze Länge und Breite am Boden ein Kreuz in den anstehenden Schiefer eingetieft wurde. Der Memorialbau wurde im 7. / 8. Jahrhundert errichtet. Nördlich der Nordkirche befanden sich zusätzlich ein karolingisches Nonnenhaus und weitere Klostergebäude. Schriftliche Quellen belegen zudem um 840 ein Hospiz. Das von freiweltlichen Kanonissinnen geführte Kloster wurde zwischen 1096 und 1154 aufgehoben. Die Nordkirche fungierte sodann als Neben- und Begräbniskirche, jedoch nie als Pfarrkirche. Schon im 14. Jahrhundert ging die Kirche in den Besitz der Gemeinde Alvaschein über. Die Nordkirche ist die einzige unverbaute Dreiapsidenkirche der Schweiz.