Beschreibung
Schloss Haldenstein, die grösste und am besten erhaltene Schloss-Anlage Graubündens, in der Renaissance erbaut und im Barock erweitert, steht auf der Rheinterrasse an der linken Seite des Churer Rheintales. Nach der Übernahme durch eine Stiftung konnte das Schloss in den 1980er-Jahren vor der Sanierung und Restaurierung bauarchäologisch nahezu vollständig untersucht werden. Das zwischen 1544 und 1551 von Johann Jakob Castion, Gesandter des französischen Königs Francois I. in Graubünden, als Residenz und Kaserne für Söldner erbaute Schloss integriert im nördlichen Teil ein Steinhaus des 14. Jh. und einen zweigeschossigen, L-förmigen Herrschaftssitz aus der Zeit von 1442/43. Der eigentliche, nach oberitalienischen Vorbildern erbaute Residenztrakt im Süden überragt mit einem zusätzlichen Halbgeschoss die anschliessenden Flügel. Der Südtrakt besass als einziger ein Satteldach, bei den anderen drei neigten sich die Pultdächer zum Innenhof hin. Allseitig waren die Mauerkronen mit Zinnen bewehrt. Talseitig flankieren zwei runde Treppentürme den Osttrakt, der eine diente auch als Glockenturm, darin ist das ursprüngliche Uhrwerk erhalten. Den Schlossbauten ist zum Rhein hin eine von Zinnenmauern und zwei Rundtürmen bewehrte, in zwei unterschiedlich grosse Areale getrennte Gartenterrasse vorgelagert. Von 1608 bis 1701 waren die Herrschaft und das Schloss im Besitz der von Schauenstein. Der 1612 in den Freiherrenstand erhobene Thomas I. erhielt von Kaiser Matthias neben weiteren Privilegien auch das Münzrecht. Zwischen 1611 und 1770 wurden in Haldenstein von den verschiedenen Herrschaftsbesitzern die damals üblichen Nominale (Dicken, Gulden, Blutzger, Batzen, Kreuzer) geprägt. Die schlechte Qualität des Metalls führte immer wieder zum Verruf und Einzug der Münzen. Auf die Prägetätigkeit in den Erdgeschossräumen des Osttraktes weisen die Funde von Tiegeln, Schrötlingen und Zainenden. Unter Gubert von Salis wurden 1731/32 alle Flügel des Schlosses um ein Geschoss erhöht und mit Satteldächern überdeckt. Kurz nach dem barocken Umbau zerstörte ein Brand den Grossteil der neu geschaffenen Räume. Infolge knapper Geldmittel konnte der Wiederaufbau nicht mehr in gleicher Weise erfolgen. 1780 ist unter Rudolph von Salis im Westtrakt ein reich stuckierter Festsaal eingebaut worden. Die Grabsteine der adligen Besitzerfamilien sind im Friedhof der reformierten Kirchgemeinde zu finden.