Fundstellen
Sogn Murezi
Titel / Bezeichnung
Sogn Murezi
Datum
650 bis 1050
Epoche
Mittelalter (700-1500 n. Chr.)
Institution
Beschreibung
Das Dorf Tumegl/Tomils liegt auf der rechten Seite des Hinterrheins in der Gemeinde Domleschg. Im Nordosten des Dorfes befindet sich in der gleichnamigen Flur die abgegangene Kirchenanlage Sogn Murezi. Der Name geht auf das Patrozinium St. Mauritius zurück, das erstmals 1423 in einer Urkunde überliefert ist. Die genaue Lage der Kirche war bis zu einer Sondierung 1994 anlässlich eines Neubauprojektes unbekannt. Bei dieser stiess der Archäologische Dienst Graubünden auf Teile des Kirchenschiffes, der halbrunden Apsis sowie auf mehrere Gräber. Aufgrund dieser Befunde wurde 1995 eine Ausgrabung initiiert, die mit Unterbrüchen bis 2010 dauerte. Die Nutzung und Besiedlung der Flur ist seit römischer Zeit belegt. Vor der eigentlichen Kirchenanlage existierten im 5. Jahrhundert Stein- und Holzbauten in der Flur. Die erste Kirche wurde mit mehreren zugehörigen Wohn- und Wirtschaftsbauten um 650 errichtet. Beim Gotteshaus handelte es sich um einen rechteckigen Saalbau, der im Osten einen Altarraum mit zwei flankierenden Seitenräumen aufwies. Die Kirche besass eine Kanalheizung und hatte eine Klerusbank mit Thronsitz vor der Ostwand im Altarraum. Um 700 erhielt die Kirche zwei Annexbauten und wurde so zu einer klosterähnlichen Anlage ausgebaut. Der westliche Anbau diente vermutlich als Wohngebäude. Dieser bestand aus drei Räumen, die um einen Innenhof gruppiert waren. Beide Annexbauten wiesen viertelrunde Herdstellen in den Raumecken auf. In der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts wurde die Kirche zum Dreiapsidensaal umgebaut. In jeder Apside stand ein Blockaltar. Das Presbyterium lag erhöht und war vom Laienschiff durch eine hölzerne Schranke getrennt. Die bestehenden Annexbauten wurden ebenfalls umgebaut. Zudem entsteht ein nördlicher Anbau mit Herdstellen, Vorratskammern und Backraum mit grossem Ofen. Um 900 fiel die Kirchenanlage einem Brand zum Opfer. Die betroffenen Gebäude wurden teilweise wiederhergestellt und teilweise aufgegeben. In der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts wurden alle Annexbauten abgerissen und die Kirche fungierte fortan als freistehende Pfarrkirche mit dazugehörendem Friedhof. Im 15. Jahrhundert wurde auch die Kirche aufgegeben, woraufhin sie allmählich zerfiel und in Vergessenheit geriet.
Schlagworte
Altäre , Annexbauten , Apsiden , Backräume , Blockaltäre , Brände , Dreiapsidensäle , Friedhöfe , Holzbauten , Kanalheizungen , Saalbauten , Steinbauten , Throne , Vorratskammern , Wirtschaftsbauten , Wohnbauten , Öfen
Art
Weitere Identifikationsnummern
FS4139 (Imdas, interne Inventarnummer des Archäologischen Dienstes) , FS69726 (Imdas, interne Inventarnummer des Archäologischen Dienstes) , FS69727 (Imdas, interne Inventarnummer des Archäologischen Dienstes)
Höhe (Meter über Meer)
815
Parzellennummer
4059, 4449, 4639