Fundstellen
Kloster St. Johann
Titel / Bezeichnung
Kloster St. Johann
Datum
500 bis ca. 1350
Epoche
Jungsteinzeit (5800–2200 v. Chr.) , Bronzezeit (2200–800 v. Chr.) , Eisenzeit (800 v. Chr.–0) , Mittelalter (700-1500 n. Chr.) , Neuzeit (1500 n. Chr.-heute)
Institution
Beschreibung
Am nordöstlichen Dorfausgang Müstairs, kurz vor der Grenze ins benachbarte Südtirol steht das Kloster St. Johannes Baptist (rum. Claustra Son Jon), das seit 1983 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Seit 1962 werden im und um die Klosteranlage archäologische Ausgrabungen durchgeführt. Dabei konnte belegt werden, dass das Gebiet bereits seit dem Spätneolithikum begangen war. Mindestens für die Spätbronzezeit liessen sich Besiedlungsspuren in Form von Pfostengebäuden und Trockenmauern belegen. Eine eisenzeitliche Besiedlung lässt sich mit wenigen baulichen Strukturen und zahlreichen Keramikscherben nachweisen. In der Spätantike befand sich im Bereich des Westhofes ein grosses, zweischiffiges Pfostengebäude, das als Werkplatz diente. Zudem weisen Ziegelfunde und Fehlbrände auf ein oder mehrere Steingebäude sowie eine Ziegelei hin. Ein Grubenhaus, Pfostenlöcher, Wasserkanäle, eine Sickergrube sowie Balkengräbchen bezeugen neben zahlreichen Funden eine Besiedlung im Frühmittelalter. Das Kloster wurde in karolingischer Zeit, um 772, einer Legende zufolge von Karl dem Grossen selbst, gegründet. Der eigentliche Baubeginn wird für 774 angenommen. Bei der Klosterkirche handelt es sich um einen Dreiapsidensaal mit zwei seitlichen Annexen, dessen Innenraum vollständig mit Fresken ausgemalt ist. Die gesamte Anlage war um 789 mit der Errichtung der Heiligkreuzkapelle fertiggestellt. Die Blütezeit des Klosters war im 9. Jahrhundert. Nördlich der Kirche wird 936/940 ein mächtiger Wehrturm mit Umfassungsgraben, der sogenannte Plantaturm, errichtet. Dieser gehörte zur karolingischen Bischofspfalz, die sich im Nordtrakt des Klosters befand. Zwischen 925 und 960 wurde die Anlage durch einen Brand zerstört. Um 1035 wird eine grosszügige, um einen Innenhof angelegte, Bischofsresidenz mit integrierter Kapelle, welche den Heiligen Nikolaus und Ulrich geweiht ist, erbaut. Ursprünglich handelte es sich um ein Männerkloster, das um 1080 in einen Konvent der Benediktinerinnen umgewandelt wurde. Um 1150 werden bis auf die Klosterkirche und die Heiligkreuzkapelle alle karolingischen Klosterbauten abgebrochen und der Gemeinschaft wurde der sogenannte Nordhof der bischöflichen Residenz zugewiesen. Dieser wurde in den folgenden Jahren für die klösterlichen Zwecke umgenutzt. Nordöstlich des Plantaturms errichtete man eine neue Bischofspfalz bestehend aus einem Wohnturm und Ökonomiegebäuden. Bis ins Spätmittelalter wurden noch weitere bauliche Veränderungen vorgenommen, unter anderem Um- und Anbauten im Bereich des karolingischen Osttrakts und im Wirtschafts- bzw. Westhof. Zudem erstellte man eine Umfassungsmauer, die bis heute die Ausdehnung des Klosters wiedergibt. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts wurden die Bischofspfalz aufgelassen und der Wohnturm sowie die Ökonomiegebäude abgebrochen. An ihrer Stelle befindet sich der heutige Klostergarten. Während dem Schwabenkrieg 1499 brandschatzten die österreichischen Truppen das Kloster, was erneute Bautätigkeiten auslöste, u.a. wurde der Glockenturm errichtet und die Kirche zu einer dreischiffigen Hallenkirche im spätgotischen Stil umgestaltet. Auch der Plantaturm, der bis anhin Wohnsitz des Klosterprobstes war und zur Bischofsresidenz gehörte, wurde umgebaut. Im 17. und 18. Jahrhundert erfolgten weitere Neubauten im Bereich des karolingischen Klosters. In der späteren Neuzeit erfolgten lediglich kleinere Neu- und Umbauten insbesondere im Mitteltrakt und im Westhof.
Schlagworte
Annexbauten , Balkengraben , Bischofspfälze , Bischofsresidenzen , Brände , Dreiapsidensäle , Fehlbrände , Funde , Glockentürme , Grubenhäuser , Hallenkirchen , Kapellen , Keramik , Klostergärten , Pfostenbauten , Pfostenlöcher , Schwabenkrieg , Sickergruben , Siedlungen , Steingebäude , Trockenmauern , Umfassungsgraben , Umfassungsmauern , Wasserkanäle , Wehrtürme , Weltkulturerbe , Werkplätze , Wirtschaftsbauten , Wohntürme
Trachsler-Klassifikation
Weitere Identifikationsnummern
FS2130 (Imdas, interne Inventarnummer des Archäologischen Dienstes) , FS2134 (Imdas, interne Inventarnummer des Archäologischen Dienstes) , FS68295 (Imdas, interne Inventarnummer des Archäologischen Dienstes) , FS68296 (Imdas, interne Inventarnummer des Archäologischen Dienstes) , FS68297 (Imdas, interne Inventarnummer des Archäologischen Dienstes) , FS68298 (Imdas, interne Inventarnummer des Archäologischen Dienstes) , FS68299 (Imdas, interne Inventarnummer des Archäologischen Dienstes) , FS68294 (Imdas, interne Inventarnummer des Archäologischen Dienstes) , FS68300 (Imdas, interne Inventarnummer des Archäologischen Dienstes) , FS68301 (Imdas, interne Inventarnummer des Archäologischen Dienstes)
Höhe (Meter über Meer)
1249
Parzellennummer
338, 341