Wie geht es dir, «bien amitg»? – der Brief eines Auswanderers

«Gruss aus der Ferne» steht bereits vorgedruckt auf dem Briefbogen, den Johann Paul Pally im August 1893 beschreibt. Blumen ranken sich um das eisern wirkende «G» und blumig ist auch die Sprache des Johann Paul Pally.

«Bien amitg» schreibt er auf Rätoromanisch – und erzählt dann auf mehreren Seiten von seinem Leben in der Ferne, in Bayern und Preussen. Immer wieder kommt er auf seine Heimat zu sprechen, auf das Tujetsch, immer wieder wendet er sich direkt an seinen «guten Freund», an Giachen Giusep Cavegn. Von «muronzas» schreibt er hierbei, von diesem Schatz, jener Geliebten.

Johann Paul Pally ist ausgewandert, suchte erst in Bayern, dann in Preussen sein Glück. In der Heimat war der Boden für die Landwirtschaft zu knapp, zu karg. Allein ist Johann Paul Pally aber nicht im fernen Preussen. Lezi Antoni arbeitet drei Wegstunden entfernt. Und überhaupt: Auswanderinnen und Auswanderer aus dem Tujetsch gibt es viele. Vor allem in Bayern, aber auch in Amerika. Vom Schicksal dieser erzählen heute noch Briefe wie jener von Johann Paul Pally, der im Archiv cultural Tujetsch in Sedrun aufbewahrt wird.

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