Abstrakte Kunst? – Die Felszeichnungen von Carschenna

Hoch ob Sils im Domleschg, auf einem bewaldeten Bergrücken zwischen der Schin- und der Viamalaschlucht, finden sich sonderbare Felszeichnungen. Sie erinnern an die Anfänge abstrahierender oder abstrakter Kunst. Das Problem: Die abstrakte Kunst begann im frühen 20. Jahrhundert mit Künstlern wie Wassily Kandinsky oder Kasimir Malewitsch, abstrahierend tätig waren auch Grössen wie Pablo Picasso und Joan Miró. Die Felszeichnungen beim Maiensäss Carschenna sind aber weit mehr als 2000 Jahre alt; sie stammen vermutlich aus der Eisen- oder Bronzezeit.

Namentlich bekannt sind die Künstlerinnen oder Künstler von Carschenna nicht. Und ob die Felszeichnungen tatsächlich abstrakt sind, lässt sich so einfach auch nicht sagen. Was klar ist: Das vorherrschende Motive ist der Kreis. Hinzu kommen Wellenlinien, Strahlen, Netze und eine Art Strahlenrad. Gezeichnet wurden diese Motive übrigens nicht wirklich: Sie wurden in der sogenannten Picktechnik fein in die Felsplatten gemeisselt.

Wenn sich die Felszeichnungen nicht zur modernen abstrakten Kunst zählen lassen, haben sie dann vielleicht eine uralte kultische Bedeutung? Gut möglich. Zumal sich auch einige gegenständliche Motive finden. Tiere etwa, sogar solche mit Lasten oder einem Reiter auf dem Rücken. Sicher stehen die abstrakten Formen und die Tierdarstellungen mit der Lebenswelt der damaligen Menschen in Verbindung. Und vielleicht stehen sie auch im Kontext der nahen Viamalaschlucht als Zugang zu den seit Jahrtausenden begangenen Alpenpässe Splügen und San Bernardino…

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