Ein ungewöhnliches Souvenir – der Wanderstock eines internierten Polen

Ravetg, Plaun Graund, Plaun Bel: Wer von Rothenbrunnen nach Domat/Ems wandert, kommt an vielen Fluren mit alten, rätoromanischen Namen vorbei. Über den Hinterrhein hinweg zeigt sich zudem kurz das Kirchlein Sogn Gieri, das im Mittelalter von zwei Malermeistern vollständig als «biblia paupera» ausgestaltet wurde, als fantastisches, biblisches Bilderbuch. Der Weg selbst trägt aber keinen rätoromanischen Namen. Er heisst Polenweg.

Wie kommt das? Im Zweiten Weltkrieg überschritten an die 13 000 polnische Soldaten die Schweizer Grenze, um ihrer Gefangennahme durch deutsche Truppen zu entgehen. Sie wurden in der Schweiz gemäss Haager Abkommen interniert. Sie hatten Arbeitseinsätze zu leisten, etwa im Rahmen des Strassen- und Wegebaus. 15 Wege bauten internierte Polen allein in Graubünden, sechs davon im zuvor schlecht erschlossenen Safiental.

Ausser den Namen der Wege erinnert nicht mehr viel an die internierten Polen. Im Kulturarchiv Domat/Ems finden sich allerdings Wanderstöcke internierter Soldaten, die am Bau des Polenwegs zwischen Rothenbrunnen und Domat/Ems mitgewirkt hatten. Verschiedene Motive zieren die Stöcke, etwa das Schweizerkreuz und das Edelweiss. Und als ob es sich um das Andenken eines Touristen handeln würde, ist in einem der Stöcke eingeschnitzt: «Souvenir Suisse» …

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