FN IX - Blumenthal, Moritz (1886–1967) (1911 - ca. 1953)
Titel / Bezeichnung
Blumenthal, Moritz (1886–1967)
Datum
1911 - ca. 1953
Bemerkung zur Datierung
Die Aufnahmen konnten aufgrund der Inventarliste im Nachlass von Dr. Moritz Blumenthal in den allermeisten Fällen auf das Jahr genau datiert werden.
Verzeichnungsstufe
Institution
Farbe
schwarz-weiss
Bestandsgeschichte
1987 schenkten die Eheleute Maissen-Bühlmann aus Chur über die Vermittlung des Rätischen Museums dem Staatsarchiv Graubünden 3907 Glas-Negative und 1618 Glas-Stereo-Diapositive von Blumenthals Reisen in Europa, Indonesien, der Türkei, Nordafrika und Südamerika aus den Jahren 1915 bis 1953, sowie eine Schachtel mit Plänen, Notizen und Publikationen.
Die Glasplatten (Negative, Dias) wurden durch das Staatsarchiv Graubünden mit der Signatur FN IX erschlossen. Das Schriftgut wurde mit der Signatur A Sp III / 15L versehen und Abzüge und Postkarten bekamen die Signatur FR-A Sp III / 15L.
Die Glasplatten, die 1987 übernommen wurden, entsprechen den Serien 1 bis 4 im Bestand FN IX. Bereits bei der Übernahme fehlten insgesamt 195 (Serie 1) und 97 Schachteln (Serie 4). In der vorliegenden Verzeichnung wurden diese leeren Schachteln, die im Verzeichnis von 1987 noch mit einer Nummer aufgeführt waren, nicht übernommen, weshalb es in den Signaturen Lücken hat. Zudem konnte man im Laufe der Digitalisierung mehrere Papierabzüge identifizieren. Diese wurden im Bestand FN IX belassen, aber im Feld «Überlieferungsformen» entsprechend gekennzeichnet.
Weitere Unterlagen gelangten 2021 vom Bündner Naturmuseum ins Staatsarchiv Graubünden (Ablieferung 2021/046). Es handelt sich insbesondere um persönliche Dokumente, Familienunterlagen, persönliche und berufliche Korrespondenz, Tagebücher, Karten und Pläne sowie weiteres Fotomaterial aus dem Zeitraum von 1889 bis 1967. Diese Unterlagen wurden in die bereits vorhandene Bestände A SP III / 15 L, FN IX (Serie 5) und FR-A SP III / 15 L eingearbeitet. Ein Teil dieser Unterlagen gelangte ursprünglich über das Geologische Institut der Universität Basel ins Bündner Naturmuseum.
Hinweise zur Digitalisierung:
Digitalisiert wurde der aktuelle Zustand im Jahr 2022; die Archivmaster in TIFF wurden nicht bearbeitet, die Benutzungskopien in JPG haben leichte Tonwertkorrekturen erfahren. Die Fotografien wurden nicht einzeln digitalisiert, sondern in Gruppen (je nach Überlieferungsform und Format zwischen 2 und 12 Fotos auf einer Seite). Für die Ansicht im Webclient wurden die einzelnen Fotografien ausgeschnitten. Einzelne Negative wurden aus Versehen seitenverkehrt digitalisiert (v.a. bei stark beschädigten und schlecht entwickelten Glasplatten erkennt man manchmal schlecht, welches die beschichtete Seite ist); wo der Fehler bemerkt wurde, wurde die (ausgeschnittene) Benutzungskopie korrigiert.
Verwaltungsgeschichte / Biografische Angaben
Max Moritz Blumenthal, genannt Moritz, kam am 1. November 1886 in Chur zur Welt. Seine Eltern waren der Postkassier Giachen Giusep Blumenthal, heimatberechtigt in Surcasti, und Elisa, geborene Loob. Nach dem Besuch der Primar- und Kantonsschule absolvierte Blumenthal sein Geologie-Studium an den Universitäten Wien und Leipzig und an der Eidgenössischen Polytechnischen Schule in Zürich, Vorläuferinstitution der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH). 1911 dissertierte er mit seiner Arbeit über die Geologie der Ringel-Segnes-Gruppe.
Von 1911 bis 1919 arbeitete Moritz Blumenthal als Petrolgeologe für den Konzern Royal Dutch Company/Shell in Indonesien und auf den Philippinen. Ab 1920 bereiste und erforschte er Venezuela, vor allem die Kordillere von Trujillo (Gebirgssystem) östlich des Maracaibo-Sees. 1924 verliess er den niederländischen Konzern und widmete sich geologischen Untersuchungen im Grenzgebiet zwischen den West- und Ostalpen und in den Mittelmeerländern. Es folgten Reisen in die Alpen, nach Marokko, Spanien, Griechenland, Sizilien und Ägypten. Von 1927 bis 1935 war Málaga sein Hauptquartier, wo er sich mit der Betischen Kordillere von Granada bis Gibraltar und deren Fortsetzung nach Westen und südwärts nach Marokko beschäftigte.
1937 folgte Blumenthal der Berufung der Geologischen Anstalt der Republik Türkei nach Ankara. In vielen Veröffentlichungen berichtete Moritz Blumenthal über seine Forschungsreisen, die ihn bis nach Syrien führten. Dort beschäftigte er sich auch mit der Erforschung von Erdbeben und Bodenschätzen (Bauxit, Erdöl, Asphalt, Mineralquellen). Seine grösste Publikation über die Taurus Kette erschien 1947, und 1949 brachte er seine Forschungsergebnisse in Spanien zum Abschluss, herausgegeben von der spanischen geologischen Landesanstalt.
Seine letzten Jahre verbrachte Blumenthal in Locarno, wo er am 22. September 1967 starb.
Blumenthal war ein weit gereister und angesehener Geologe. Seine Mitgliedschaften und Ehrenmitgliedschaften in zahlreichen Berufsverbänden (z.B. Schweizerische Geologische Gesellschaft, Schweizerische Naturforschende Gesellschaft, Sociedad Española de Historia Natura, Société Géologique de France) und seine reiche Liste an Publikationen [vgl. Joos Cadisch, S. 181-185] bezeugen sein grosses Schaffen. Sein Vermögen vermachte der kinderlose Blumenthal verschiedenen wissenschaftlichen und gemeinnützigen Institutionen und ermöglichte in Chur den Neubau des Bündner Naturmuseums, welches am 21. März 1981 seine Tore öffnete.
[Joos Cadisch, Moritz Blumenthal: 1886-1967, in: Verhandlungen der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft, Band 148, 1968, S. 179-185]
Anzahl / Umfang
4784.00 Foto(s)
Form und Inhalt
Die Fotografien von Moritz Blumenthal dokumentieren seine zahlreichen Reisen und seine Arbeit als Geologe. Je 20% der Fotografien betreffen Indonesien und die Türkei; es folgen Spanien (ca. 13%), Italien und Venezuela (je ca. 9%). Die übrigen Fotografien sind verteilt über weitere Gebiete seines Wirkungskreises in Nord- und Mittelamerika (USA, Karibik), in den Alpenländern (Schweiz, Österreich, Frankreich, Deutschland) und in den Mittelmeerländern (Griechenland, Portugal, Gibraltar und Kroatien, Marokko, Algerien, Ägypten, Libanon und Syrien).
Als Geologe fotografierte Moritz Blumenthal vorwiegend Landschaften und Phänomene, welche Aufbau und Struktur der Erdkruste zeigen und geomorphologische Prozesse veranschaulichen (z.B. Vulkane, Gletscher, Bergstürze, Verwerfungen, Wasserfälle). Blumenthal dokumentierte natürliche Erdölsicker und Solfatare und die Erschliessung von Erdöl und Erdgas mittels Öl- bzw. Bohrturm. Er interessierte sich aber nicht nur für die Naturlandschaft, sondern ebenso für die von Menschenhand geprägte Welt: So finden sich im Fotobestand zahlreiche Stadtansichten, Dorfansichten, sakrale (Kirchen, Moscheen, Friedhöfe) und profane Gebäude und Denkmäler (Burgen, Amphitheater, Hotels, Wolkenkratzer), Fortbewegungsmittel (Schiffe, Boote, Autos, Pferde und Pferdekarren, Eisenbahn, Flugzeuge) und Kunstbauten (Brücken, Viadukte, Talsperren/Staumauern). Nicht zuletzt wurden die Menschen in all diesen Teilen der Welt festgehalten, in ihren Funktionen (Reiseführer, Reisebegleiter), in Ausführung ihrer Arbeit (Bauern, Träger, Fischer, Händler), in ihrer Festkleidung und in Ausübung ihrer Rituale (Tänze). Und immer wieder steht Moritz Blumenthal selbst auch vor der Kamera.
Der Bestand umfasst insgesamt 4784 Fotografien. Dabei handelt es sich um 2601 Negative, 1945 Dias und 238 Abzüge. Die Abzüge und der grösste Teil der Dias liegen als Stereobilder vor; bei den Negativen wurden die ursprünglichen Stereobilder zu Einzelbilder geschnitten. Wann dies erfolgt ist, ist nicht bekannt. Die Fotografien lagen in den originalen Glasplattenschachteln und wurden nach der Digitalisierung in archivtaugliches Material verpackt. In einzelnen Schachteln fanden sich Notizen von Moritz Blumenthal mit Beschreibungen zu den Fotografien. Die Notizen wurden separat archiviert; die jeweiligen Dossiers sind mit einem Hinweis versehen.
Masse
8 x 8 cm , 9 x 12 cm , 6 x 13 cm , 6 x 6.5 cm
Schlagworte
Kategorie
Standort
Staatsarchiv Graubünden
Erwerbsart
Schenkung
Bewertung und Kassation
Von den doppelt vorhandenen Bildern (d.h. von den ausgeschnittenen Stereobildern) wurde nur das besser erhaltene Bild digitalisiert, konserviert und archiviert. Die übrigen wurden kassiert. Digitalisiert und erhalten wurden nur dann beide Bilder, wenn beide an unterschiedlichen Stellen beschädigt waren, aber die Bildinformation aus beiden Bildern rekonstruiert werden kann.
Zustand / Restaurierung
Die Fotografien sind teilweise in schlechtem bis sehr schlechtem Zustand. Ein Teil der Schachteln, worin die Glasplatten aufbewahrt worden sind, müssen feucht geworden sein. Folge davon sind Schäden durch mikrobiologischen Befall (z.B. Schimmelflecke), Wasserflecken und Ablösung der beschichteten Seite. Vermutungen legen nahe, dass Moritz Blumenthal auf seinen Reisen nicht immer gute Bedingungen für die Entwicklung und die Aufbewahrung der Glasplatten gehabt hatte. So betrifft ein Drittel der Schädigungen Fotografien vom tropischen Indonesien. Seltener sind Glasbrüche, häufiger kleinere Bruchstellen an den Kanten. Auch sind Belichtung und Schärfe der Fotografien nicht immer optimal und unter den Stereofotos blitzt manchmal der rechte Bildrand auf (sehr wahrscheinlich verursacht durch Schäden am Fotoapparat oder unsachgemässe Handhabung). Die Papierabzüge sind grösstenteils auf Albuminpapier und teilweise sehr stark degeneriert und verblichen. Die Abzüge wurden auf Karton geklebt, was manchmal Schäden durch den Leim verursacht hat.
Provenienz
Bündner Naturmuseum, Chur
Signatur / Identifikationsnummer
FN IX
Nachweis / Literatur
Joos Cadisch, Moritz Blumenthal 1886-1967 [Nachruf], in: Verhandlungen der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft, Band 148, 1968, S. 179-185. Der Nachruf enthält eine ausführliche Bibliographie von Blumenthals publizierten Texten. Abrufbar unter https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sng-006:1968:148::465 (Stand 09.06.2023).
Joos Cadisch, Moritz Blumenthal 1886-1967 [Nachruf], in: Bulletin der Vereinigung schweizerischer Petroleumgeologen und Petroleumingenieure, Band 35, Heft 88, Basel 1967, S. 31-32. Abrufbar unter https://www.e-periodica.ch/digbib/view?pid=vsp-002%3A1968%3A35%3A%3A125#126 (Stand 09.06.2023).
Christian Derungs, Dr. Moritz Blumenthal [Nachruf], in: Bündner Jahrbuch 1968, Zeitschrift für Kunst, Kultur und Geschichte Graubündens, Chur 1968, S. 166-167.
Regierungsrat Hans Stiffler, Die Stiftung Dr. Moritz Blumenthal, in: Jahresbericht der Naturforschenden Gesellschaft Graubünden, Band 99, Chur 1981, S. 29-31.
Verwandtes Material
Staatsarchiv Graubünden:
- A Sp III/15L Teilnachlass Moritz Blumenthal (Schriftgut)
- FR-A Sp III/15L Teilnachlass Moritz Blumenthal (Abzüge und Postkarten)
- FR I / kl / 1317 Porträt von Moritz Blumenthal
- B/N 0238/1 - 7 Einzelne Unterlagen (z.B. Notizheft, Berichte, Karten, Fotos) aus dem Nachlass von Moritz Blumenthal
- VII 16 b Einzelne Stiftungen A-Z, darin Stiftung Dr. Moritz Blumenthal
Unterlagen in anderen Gedächtnisinstitutionen:
- Naturhistorisches Museum Basel (u.a. 80 Feldbücher von Moritz Blumenthal, z.T. auch Graubünden betreffend)
Quelle
Archivdatenbank des Staatsarchiv Graubünden: https://staatsarchiv-findsystem.gr.ch/home/#/content/52c1e970276f4d67ac5afd0ac3e479ff
Benutzbarkeit
FreiEinsehbar
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Schutzfrist
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Schutzfrist Ende
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Nutzungsrechte
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