Schmuckes Häuschen oder teures Täschchen? – das Eucharistiekästchen aus dem Churer Domschatz
Wer ohne Vorkenntnisse das Churer Domschatzmuseum besucht, dürfte sich wundern: Zu sehen sind hier diverse Kunstwerke, die wie Häuschen aussehen. Bei manchen dieser Häuschen handelt es sich um sogenannte Reliquienschreine; sie dienen zur Aufbewahrung der Überreste oder persönlicher Gegenstände von Heiligen. Andere häuschenartige Kunstwerke nutzte man für liturgische Zwecke in Gottesdiensten. Dazu zählt ein ganz besonderes Werk: ein karolingisches Eucharistiekästchen.
Dieses hölzerne, mit vergoldeten Kupferblechen überzogene Kästchen ist gut zwanzig Zentimeter lang, 16 Zentimeter hoch und sieben Zentimeter breit. Klein ist das Kästchen also wirklich. Und doch zeigt es einen ungeheuren Reichtum: Aus abstrakt erscheinendem Flechtwerk treten Drachen und Tauben hervor, auf der Vorderseite des schmalen Häuschens prangen gar Edelsteine. Früher waren es neun, heute sind es noch vier. Wäre das Häuschen aus Leder statt aus Holz, könnte man es fast für ein Täschchen von Dolce & Gabbana halten.
Erschaffen wurde das Kästchen, in dem wahrscheinlich Hostien aufbewahrt wurden, bereits im achten Jahrhundert. So einzigartig das Kästchen ist, so reiht es sich doch bestens in die Sammlung des Domschatzmuseums ein: Das Museum repräsentiert schliesslich die Geschichte eines der ältesten Bistümer nördlich der Alpen. Gut 1600 Jahre alt ist das Bistum Chur – und die Sammlung ist dementsprechend von nationaler Bedeutung. Zu sehen ist im Domschatzmuseum übrigens auch ein mehrteiliges, schweizweit einzigartiges Werk: ein Zyklus sogenannter Todesbildern aus dem 16. Jahrhundert.
Bild: © Domschatzmuseum Chur, Foto: Stephan Kölliker